Auf einer Demonstration in der tunesischen Hauptstadt forderten die Demonstranten den Rücktritt der Angehörigen der früheren Regierungspartei RCD des geflüchteten Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali. Entlang der Marschroute der Demonstranten reihten sich Mannschaftswagen der Polizei.

Am Dienstag war die neue Übergangsregierung nur einen Tag nach ihrer Ernennung durch den Rücktritt von vier Ministern geschwächt worden. Bei allen vier handelte es sich um Gegner des gestürzten Machthabers, der das nordafrikanische Land 23 Jahre mit eiserner Faust regierte. Etwa zeitgleich zur Bekanntgabe der Rücktritte war es bereits am Dienstag zu Protesten gekommen. Die Demonstranten machten ihrem Ärger darüber Luft, dass im neuen Kabinett Minister der Regierung von Ben Ali sitzen.

Ein Sprecher von Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi teilte mit, die verbliebenen Mitglieder der Übergangsregierung debattierten darüber, ob das erste Treffen der neuen Regierung bereits am Mittwoch oder erst am Donnerstag stattfinden solle.

In Ägypten reiste unterdessen der tunesische Außenminister Kamal Merjan überraschend aus Sharm el Sheikh ab. Nach Auskunft der Flughafenbehörden verließ er den Ort am Mittwoch noch vor der Eröffnung des Treffens der Arabischen Liga.

Tunesische Staatsanleihen heruntergestuft

Die Unruhen Tunesiens wirken sich mittlerweile auch auf die Einstufung des Landes auf den Finanzmärkten aus. Die Ratingagentur Moody's stufte tunesische Staatsanleihen am Mittwoch von "Baa2" auf den Status "Baa3" herunter - eine Stufe oberhalb von Schrottanleihen. Mit diesem Schritt werde die erhebliche Unsicherheit der wirtschaftlichen und politischen Entwicklung im Land abgebildet, teilte Moody's mit. Im Laufe des Jahres werden demnach tunesische Anleihen im Wert von 775 Millionen Dollar (580 Millionen Euro) fällig. Allerdings erwarte man, dass Tunesien notfalls ausländische Hilfe erhalten werde, hieß es bei Moody's.