Der venezolanische Präsident Hugo Chávez ist am Dienstag 58-jährig seiner Krebserkrankung erlegen. Die Regierung kündigte Neuwahlen in 30 Tagen an und ernannte Vize-Präsidenten Nicolas Maduro zum interimistischen Staatsoberhaupt. Das Begräbnis des Linkspopulisten soll am Freitag stattfinden, eine siebentägige Staatstrauer wurde ausgerufen. Im gesamten Land marschierten Truppen auf, um "den Frieden zu sichern", wie Maduro im Staatsfernsehen erklärte.

Auf und ab

Chávez hatte sich am 11. Dezember in Kuba seiner vierten Krebsbehandlung innerhalb von eineinhalb Jahren unterzogen, nachdem er im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen 2012 erklärt hatte, wieder völlig genesen zu sein. Seine dritte Amtszeit, die noch bis 2019 hätte dauern sollen, konnte der "Comandante" aufgrund seiner Krankheit nie offiziell antreten. Am 18. Februar kehrte er zwar wieder nach Venezuela zurück, sein Zustand verschlechterte sich zuletzt jedoch dramatisch.

Maduro bezeichnete den Tod des seit 14 Jahren an der Spitze des venezolanischen Staates stehenden Politikers am Dienstag als "die tragischste und bedrückendste Information die wir unserem Volk mitteilen können". Es handle sich "um einen Moment großen Schmerzes". Chávez hatte vor seiner Abreise nach Kuba Maduro als seinen Wunschnachfolger in Stellung gebracht. Direkt nach dem Ableben des "Comandante" ernannte die Regierung den 50-Jährigen dann auch zum Interimspräsidenten, obwohl diese Rolle laut Verfassung dem Parlamentspräsidenten Diosdado Cabello zustehe würde.

Truppen für den Frieden

Reaktion

Unterdessen ließ die Regierung in ganz Venezuela Truppen aufmarschieren, um den Frieden zu sichern. Außenminister Elias Jaua erklärte am Dienstagabend dennoch, das Land befände sich in "völliger Normalität". Hochrangige Militärchefs sprachen Maduro im venezolanischen Staatsfernsehen ihre Solidarität aus.

Auch Chávez größter innenpolitischer Gegner, Henrique Capriles, der ihm bei den Präsidentschaftswahlen 2012 mit 45 zu 54 Prozent der Stimmen unterlag, mahnte das Land zur Einheit. "In diesen schwierigen Augenblicken müssen wir unsere tiefe Liebe und unseren Respekt für unser Venezuela beweisen", schrieb er im Kurznachrichtendienst Twitter.

Vor allem die Venezuela politisch nahestehenden Länder Lateinamerikas reagierten mit Entsetzen auf die Nachricht des Ablebens des "Comandante". Kuba, Argentinien und Ecuador riefen eine dreitägige Staatstrauer aus. Die argentinische Präsidentin Cristina Kirchner machte sich gemeinsam mit ihrem uruguayischen Amtskollege Jose Mujica noch in der Nacht auf den Weg nach Caracas. Auch Boliviens Präsident Evo Morales kündigte an, nach Venezuela reisen zu wollen.

Chávez habe den kubanischen Ex-Präsidenten und Revolutionär "wie einen Sohn begleitet", hieß es aus Kuba. Ecuadors Präsident Rafael Correa sprach von einem "Verlust für das gesamte große Vaterland" und würdigte wie auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon die Leistung des Venezolaners zur Bekämpfung der Armut. Ban, der sich "betrübt" über Chavez Tod zeigte, würdigte zudem dessen Bemühungen im Kampf gegen den Drogenhandeln und die kolumbianische FARC-Guerilla.

Dialog mit den USA

Für US-Präsident Barack Obama beginnt mit dem Tod Chávez hingegen ein neues Kapitel in der Geschichte Venezuelas. Die USA seien daran interessiert, mit der Regierung in Caracas in einen konstruktiven Dialog zu treten. Sein Land sei weiterhin bereit, der venezolanischen Bevölkerung zu helfen, so Obama. Chávez hatte spätestens seit der Amtseinführung George W. Bushs die USA als den Erzfeind Venezuelas betrachtet - auch wenn das Land bis zu seinem Tod der wichtigste Abnehmer venezolanischen Erdöls blieb.