Der Iran treibt nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Behörde (IAEA) sein umstrittenes Nuklearprogramm voran. In der Anlage bei Natanz hätten Wissenschaftler 180 moderne Zentrifugen vom Typ IR-2m sowie leere Zentrifugenbehälter angeschlossen, heißt es in einem vertraulichen IAEA-Bericht, der am Donnerstag vorlag.

Die iranische Atombehörde hatte die Aufstellung der neuen Zentrifugen in Natanz bereits in der vergangenen Woche verkündet. Demnach soll Uran-235 mit den neuen Zentrifugen weiter bis auf fünf Prozent angereichert werden. Die bisher in Natanz verwendeten Zentrifugen arbeiten aber langsamer als der neue Typ.

167 von 240 Kilogramm bereits angereichert

Sollten die neuen Zentrifugen erfolgreich zum Laufen gebracht werden, könnte der Iran deutlich schneller Uran anreichern. Schon jetzt hat die Islamische Republik dem Bericht zufolge ihren Vorrat an auf 20 Prozent angereichertem Uran-235 auf 167 Kilogramm erhöht. Als Ausgangsmaterial für den Bau einer Atomwaffe werden in der Regel 240 bis 250 Kilogramm benötigt.

Der Iran wandelt aber einen Teil - 28,3 kg - seines auf 20 Prozent angereicherten Urans in Brennstoff für einen Forschungsreaktor um. So umgewandeltes Uran kann nicht mehr zum Bau einer Atombombe verwendet werden. Nur wenn es in der gasförmigen Verbindung Uran-Hexafluorid (UF6) vorliegt, kann es in Zentrifugen weiter angereichert werden - unter Umständen bis auf 90 Prozent, die für den Bombenbau benötigt werden.

Zugleich bemängelte die UN-Atomaufsicht, dass der Iran den internationalen Inspektoren zuletzt keinen Zugang zur Militäranlage in Parchin gewährt habe. Dies unterlaufe die Bemühungen der IAEA, Licht in das umstrittene Atomprogramm zu bringen. Der Bericht dürfte die Verhandlungen der Sechser-Gruppe mit den iranischen Atomunterhändlern in der nächsten Woche überschatten.

In ihrem Bericht stellt die IAEA fest, dass es in den Gesprächen mit dem Iran über das Atomprogramm keine Fortschritte gebe. Auch nach mehreren Treffen seit dem vergangenen Jahr sei es "nicht möglich, ein Dokument für eine strukturelle Herangehensweise fertigzustellen oder einen echten Ansatz in diese Richtung zu beginnen". Die IAEA fordert einen freieren Zugang zu den iranischen Atomanlagen, beteiligten Experten und Dokumenten. Für Dienstag sind in Kasachstan neue Gespräche der sogenannten 5+1-Gruppe aus den fünf ständigen Sicherheitsratsmitgliedern und Deutschland mit dem Iran zum Atomprogramm angesetzt.

Der Iran steht im Verdacht, heimlich an Atomwaffen zu arbeiten. Vor allem Israel sieht sich angesichts zahlreicher Vernichtungsdrohungen der iranischen Führung durch das Nuklearprogramm bedroht. Die Regierung in Teheran weist die Vorwürfe zurück. Demnach soll das Programm rein zivilen Zwecken dienen. Allerdings hat der Iran unabhängige Kontrollen seiner Atomanlagen in der Vergangenheit immer wieder behindert und damit Zweifel an seinen friedlichen Absichten genährt.