Nach seinem Abschied bei der Generalaudienz ist der scheidende Papst auch von römischen Priestern mit herzlichem Applaus gewürdigt worden. In seiner Rede am Donnerstag rief er zu einer "wirklichen Erneuerung" der katholischen Kirche auf. Vor Hunderten Gemeindepriestern der Diözese Rom sagte der 85-Jährige, diese Erneuerung solle im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils erfolgen.

"Ich danke Euch, danke für Eure Zuneigung, für die große Liebe für den Papst", sagte Benedikt XVI. zum Auftakt des Treffens im Vatikan. Er werde auch nach seinem Rücktritt "im Gebet" nah an seiner Kirche bleiben, so der Papst, der auch Bischof von Rom ist. "Auch wenn ich mich nun zurückziehe, bin ich im Gebet immer nah bei euch und ihr werdet immer nah bei mir sein, selbst wenn ich für die Welt verborgen bleibe", sagte Benedikt.

Bis zu seinem Rücktritt am 28. Februar nimmt Benedikt noch eine ganze Reihe von Terminen wahr. In den kommenden Tagen empfängt er unter anderem italienische Bischöfe, den rumänischen Präsidenten Basescu, den Präsidenten Guatemalas, Otto Fernando Perez Molina, und den scheidenden italienischen Regierungschef Monti sowie Präsident Napolitano.

Indessen geht die Diskussion über das Profil des künftigen Papstes weiter. Die geografische Herkunft des Nachfolgers spielt nach Ansicht des brasilianischen Kardinals Odilo Scherer keine entscheidende Rolle. Auch die Frage, ob einer nun jünger sei oder nicht mehr so jung, sei nicht mehr das Wichtigste, sagte Scherer. Der Vatikan-Insider Robert Mickens zeigte sich im Gespräch mit der APA fest davon überzeugt, dass der österreichische Kardinal Christoph Schönborn gute Chancen auf die Papst-Nachfolge habe. Der einflussreiche südafrikanische Kardinal Wilfried Fox Napier, der zu den Favoriten im Rennen um die Nachfolge Benedikts XVI. zählt, rechnet mit einem langen Konklave.

Rom rüstet sich unterdessen für den Massenansturm von Gläubigen aus der ganzen Welt. Hunderttausende Pilger werden in den nächsten Tagen zum Petersplatz strömen, um die letzten öffentlichen Auftritte Benedikts vor dem Rücktritt zu verfolgen und auf die Verkündung des neuen Pontifex zu warten. Die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Vatikan wurden verschärft.