Die Zahl der Toten bei dem Geiseldrama in einer algerischen Gasanlage könnte Sicherheitskreisen zufolge noch steigen. Algerische Truppen seien immer noch dabei, die Anlage zu durchkämmen, hieß es am Sonntag. Insgesamt wisse man bisher von 80 Toten, darunter 48 Geiseln. Islamisten hatten die Anlage mitten in der Wüste am Mittwochmorgen gestürmt und ein Ende der französischen Militärintervention im benachbarten Mali gefordert.

Der algerische Ministerpräsident Abdelmalek Sellal wird sich heute (Montag) vor Journalisten zum blutigen Geiseldrama äußern. Dies wurde am Sonntag in Algier in einem Kommuniqué der Presstelle des Amtes des Regierungschefs angekündigt. Die Pressekonferenz, deren einziges Thema der Terroranschlag auf die Gasanlage sein werde, beginne um 14.00 Uhr.

Weitere Anschläge sollen folgen

Nach der Geiselnahme in einer Gasanlage in Algerien hat die verantwortliche Islamistengruppe weitere Angriffe angekündigt. "Wir versprechen weitere Einsätze in allen Ländern, die an dem Kreuzzug gegen Azawad (den Norden Malis) teilgenommen haben, wenn sie ihre Entscheidung nicht überdenken", hieß es in einer Erklärung der Gruppe Al-Mulathamin ("Die mit Blut unterzeichnen"), die die mauretanische Nachrichtenagentur ANI am Sonntag veröffentlichte. Die Gruppe forderte ihre "muslimischen Brüder" auf, sich zu ihrem eigenen Schutz von Anlagen fernzuhalten, die von ausländischen Unternehmen betrieben würden.

Die Gruppe schrieb in ihrer Erklärung, dass sie versucht habe, mit der algerischen Armee zu verhandeln. Sie forderte unter anderem den Stopp des französischen Militäreinsatzes gegen Islamisten in Mali sowie die Freilassung von Gesinnungsgenossen. Statt zu verhandeln habe die algerische Armee aber den Angriff bevorzugt, der zu der "Eliminierung der Geiseln" geführt habe. Bei der blutigen Beendigung des mehrtägigen Geiseldramas wurden dutzende Menschen getötet. Zeitweise hatten die Islamisten auf dem Gelände bei In Amenas nahe der libyschen Grenze hunderte Geiseln festgehalten.

Österreichische Geisel überlebte

Frankreich verteidigte den Einsatz der algerischen Armee. 107 ausländische und 685 algerische Geiseln überlebten laut algerischer Regierung. Überlebt hat auch die österreichische Geisel, der 36-jährige Christoph Z., der für die Betreiberfirma BP arbeitete.

Zu dem Überfall hat sich einem Pressebericht zufolge im Namen von Al-Kaida mittlerweile der Islamisten-Anführer Mokhtar Belmokhtar bekannt. Das gehe aus einem im Internet veröffentlichten Video hervor, meldete die mauretanische Nachrichten-Website Sahara Media. Die Informationen waren nicht überprüfbar, da das Video auf der Seite nicht gezeigt wurde. Belmokhtar ist ein islamistischer Untergrundkämpfer, der schon gegen die sowjetischen Truppen in Afghanistan gekämpft hatte und der eine eigene Gruppe in der Sahara gebildet haben soll.

Die Extremisten hatten sich seit Mittwoch in der Gasförderanlage mitten in der Sahara verschanzt. Sie forderten ein Ende des französischen Militäreinsatzes gegen islamistische Rebellen in Mali. Einen Tag später griff die algerische Armee ein, doch erst am Samstag konnten sie die Geiselnehmer endgültig überwältigen. Nach Berichten der amtlichen Nachrichtenagentur Algeriens APS begannen die Soldaten ihren Entscheidungsschlag, weil die Extremisten sieben weitere ausländische Geiseln getötet hätten.

Der norwegische Energiekonzern Statoil, der zusammen mit der britischen BP und Algeriens staatlicher Ölfirma Sonatrach die Anlage betreibt, vermisst noch fünf norwegische Mitarbeiter. Auch der Verbleib von japanischen und amerikanischen Arbeitern ist noch unklar. Die Armee habe mittlerweile 25 Leichen in der Anlage entdeckt, bei denen es sich vermutlich um Geiseln handele, berichtete der private algerische Fernsehsender Ennahar am Sonntag.