Drei Tage nach Beginn der Geiselnahme auf einer Gasförderanlage in Algerien halten die Angreifer Sicherheitskreisen zufolge weiter zehn ausländische und algerische Geiseln in ihrer Gewalt. "Die Lage ist seit gestern unverändert, es ist weiter der Status quo", sagte ein Vertreter der algerischen Sicherheitskräfte am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Der 36-jährige Niederösterreicher, der das Geiseldrama auf dem Gasförderfeld in Algerien unbeschadet überstand, ist laut Außenamtssprecher Martin Weiss inzwischen auf der US-Militärbasis Ramstein im deutschen Bundesland Rheinland-Pfalz gelandet.

Er befand sich in einer Maschine, die in der Nacht auf Samstag auch andere Personen transportierte, die von dem Überfall auf die Gasanlage betroffen waren. Wie und wann der Zwettler, der für den britischen Öl-Multi BP arbeitet, weiterreise, liege nun in dessen Händen, sagte Weiss. Die Betreuung durch das Außenamt sei zu Ende.

Inzwischen sind auch zwei der acht verbliebenen norwegischen Geiseln auf dem algerischen Gasfeld In Amenas befreit und in Sicherheit. Das teilte der Energiekonzern Statoil am Samstag in der Früh mit. Statoil ist Mitbetreiber des von Terroristen eroberten Gasfeldes. Von den ursprünglich 13 Norwegern in der Gewalt der Angreifer sind sieben unter nicht bekannten Umständen freigekommen. Das Schicksal der sechs anderen sei unklar, sagte Lund.

Die algerische Armee verteidigte ihren umstrittenen Militäreinsatz zur Befreiung der Geiseln. Der Einsatz sei eine Antwort auf eine Entscheidung der Terroristen gewesen, alle Geiseln zu töten und ein wahres Massaker anzurichten", zitierte die algerische Tageszeitung "Al-Khabar" (Samstag) einen namentlich nicht genannten Armeesprecher.

Drei Rumänen wurden nach Angaben der Regierung in Bukarest am Freitagabend befreit. Der japanische Regierungschef Shinzo Abe sagte, es würden noch zehn Japaner vermisst. Die japanische Baufirma JGC teilte mit, von ihren 78 japanischen und anderen Mitarbeitern würden weiter 58 vermisst.

Die Frau des philippinischen Arbeiters Ruben Andrada, der den Geiselnehmern entkommen konnte, sagte dem Radiosender DZMM, ihr Mann sei mit Sprengstoff um den Hals in einen ebenfalls mit Sprengsätzen versehenen Lastwagen gebracht worden. Zum Glück sei die Bombe in seinem Wagen nicht explodiert, sagte seine Frau. In anderen Lastwagen habe es dagegen Tote gegeben. Der philippinische BP-Mitarbeiter Jojo Balmaceda berichtete dem Sender GMA, er sei mit anderen Geiseln in einen Lastwagen geworfen worden. Als der Wagen von einer Explosion erschüttert wurde, konnte er entkommen, wurde aber am Kopf verletzt.

Bei der Erstürmung der von Islamisten besetzten Gasanlage In Amenas waren 650 Geiseln befreit worden. Bei dem Militäreinsatz wurden nach algerischen Regierungsangaben zwölf Geiseln getötet. Die algerische Führung versicherte, sie werde nicht mit den Militanten verhandeln. Die Extremisten, die am Mittwoch die Anlage von Tiguentourine nahe der libyschen Grenze aus Vergeltung für die Unterstützung der französischen Militäraktion gegen Islamisten in Mali durch Algerien eingenommen hatten, gaben selbst an, noch drei Belgier, zwei US-Bürger, einen Japaner und einen Briten in ihrer Gewalt zu haben. Von den möglicherweise 32 Geiselnehmern wurden 18 nach algerischen Angaben "außer Gefecht gesetzt".

Für Großbritannien hat das Ende der Geiselkrise in Algerien derzeit höchste Priorität. Außenminister William Hague schrieb am Samstag im Kurzmitteilungsdienst Twitter: "Bis wir von jedem Briten wissen, wo er ist, hat es weiter Top-Priorität. Meine Gedanken sind bei den Familien und allen Betroffenen, besonders denen, die immer noch auf Nachricht von ihren Angehörigen warten." Am Samstag sollte der Krisenstab der britischen Regierung erneut zusammenkommen. Medien gehen derzeit davon aus, das noch 10 Briten auf dem Öl- und Gasfeld von In Amenas in Gefahr sind.

Der norwegische Außenminister Espen Barth Eide äußerte sich am Samstag zuversichtlich: "Es gibt Hoffnung, dass die Aktion sich dort ihrem Abschluss nähert." Eide lobte die "gute Zusammenarbeit" mit den algerischen Behörden und hob auch deren umfassende Informationen heraus. "Wir haben ein recht guten Überblick über das, was dort passiert", sagte Eide. Er könne keine Einzelheiten nennen.