François Hollande ist kein großer Freund pathetischer Worte. Auch als französischer Präsident tritt der 58-Jährige meist zurückhaltend auf. In den ersten Kriegstagen reduziert sich Hollande auf seine Sachlichkeit. Ansprachen sind kaum mehr als ein paar kurze Sätze über Handlungen, Pläne, Gründe. Noch im ersten Jahr seiner Amtszeit führt der Sozialist sein Land als oberster Befehlshaber in einen kaum berechenbaren Konflikt.

Die Außenwirkung scheint dem Staatschef allerdings nicht ganz unwichtig zu sein. Unmittelbar nach seiner Ansprache vom Samstag, in der er französische Verluste im Kampf gegen die Islamisten eingestand, holte sich Hollande seinen neuen Imageberater Claude Sérillon an die Seite. Ein nachdenklich wirkender Präsident lauschte da dem erfahrenen Journalisten in den Gängen des Élysée-Palastes.

Erste Reaktionen der Zeitungen auf die neue Rolle sind für Hollande ermutigend. Der Sozialist stehe vor seiner "Feuerprobe" ("L'Est Républicain"), sein Vorgehen sei "verständlich" ("Le Monde"), die Intervention "legitim" ("Dernières Nouvelles d'Alsace"). Die linke "Libération" schreibt bereits vom "Wendepunkt in der Amtszeit Hollandes".

Eine solche Wendemarke braucht Hollande. In Umfragen ist der Präsident seit Monaten im freien Fall. Wahlversprechen, die ihm das Tor zum Élysée-Palast geöffnet haben, fallen ihm derzeit vor die Füße. So wurde die Reichensteuer für Einkommen jenseits der Millionengrenze vom Verfassungsrat gestoppt. Am Sonntag gab es in Paris eine Großdemonstration gegen ein Adoptionsrecht für homosexuelle Paare.

Bei vielen Themen erschien Hollande Kritikern zuletzt als der große Zauderer. Auch im Fall Mali ging die alte Kolonialmacht Frankreich, die um ihren Einfluss im westlichen Afrika fürchten muss, zunächst nicht über Mahnungen an die internationale Gemeinschaft hinaus. Wenig zögerlich geriet nun die Kriegserklärung: "Ich habe im Namen Frankreichs geantwortet", betonte der Präsident. Das Parlament mit sozialistischer Mehrheit wird sich erst am Montag damit befassen.

In Frankreich waren die Folgen des Krieges in Afrika bereits am Wochenende sichtbar. Wichtigen Einrichtungen und öffentlichen Zentren wurden verstärkt bewacht. Gefahr für Vergeltung dürfte Franzosen vor allem jenseits der Grenzen drohen. In einschlägigen Internetforen wird bereits zu Anschlägen aufgerufen. Frankreich schaufle "das Grab seiner Söhne", heißt es dort.

Gerade erst hat Hollande Frankreichs kämpfende Einheiten aus dem auch in Frankreich unbeliebten Einsatz in Afghanistan zurückbeordert. Die Verluste dort führten zum beschleunigten Abzug. Für Mali scheinen ähnliche Todesmeldungen programmiert. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian kündigte einen "Kampf ohne Gnade gegen den Terrorismus" an.

Die Operation "Serval" ist für Hollande von UNO-Beschlüssen gedeckt. Bisher bemüht sich das Verteidigungsministerium, möglichst wenig Details über die wenige Flugstunden von Paris entfernten Kriegsschauplätze bekanntzugeben. Zum Schutz der 6.000 Franzosen in Mali seien "einige Hundert" Soldaten in Stellung gegangen, so Le Drian.

International scheint die Unterstützung für Frankreich vorerst gesichert. EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso kam selbst in Paris vorbei, um Hollande Rückendeckung für das "mutige Handeln" zu geben. Großbritannien plant logistische Hilfe, die USA könnten Drohnen schicken. Deutschland steht zumindest verbal hinter Frankreich. Zustimmung kommt auch von den afrikanischen Partnern. Eine malische Delegation schritt am Sonntag demonstrativ offen über den Hof des Élysée zum Präsidenten.

Misserfolge könnten solche Unterstützung rasch infrage stellen. Wie schnell der Einsatz zum Himmelfahrtskommando gerät, hat zeitgleich zum Kriegseintritt in Mali die gescheiterte Befreiung einer französische Geisel in Somalia gezeigt.