Für die Besetzung von Spitzenjobs in Staatsbetrieben gibt es im Vorfeld der heurigen Nationalratswahlen eine "geheime Liste" der Koalition, berichtet die "Presse" (Samstagsausgabe) vorab. Es handle sich um eine Liste mit all jenen Vorstandsverträgen in Staatsbetrieben, die rechtzeitig genug ausliefen, um vor den Nationalratswahlen entsprechend disponieren zu können.

"Liste erstaunlich lang"

Sie sei von Kabinettsmitgliedern von ÖVP-Finanzministerin Maria Fekter verfasst und prompt an SPÖ-Staatssekretär Josef Ostermayer übermittelt worden. Ostermayer und Fekter sind für die Regierungskoordination zuständig. Die Liste sei "erstaunlich lang", heißt es in der "Presse". Viele Verträge neigten sich heuer dem Ende zu. Der Verdacht, dass viele Vorstandsverträge bewusst so konzipiert worden seien, um rechtzeitig vor den Wahlen Weichen stellen zu können, sei nicht von der Hand zu weisen. Von der Privatwirtschafts-Usance drei- oder fünfjähriger Verträge sei in Staatsbetrieben "nicht selten" Abstand genommen worden.

Angeführt sei auf der Liste die Statistik Austria - die Verträge der beiden Geschäftsführer Gabriela Petrovic und Konrad Pesendorfer liefen per 1. Jänner 2014 aus. Zu Verlängerung anstehen würden heuer auch die Verträge der Chefs der Flugsicherung Austro Control, der Wasserstraßensicherungsgesellschaft Via Donau und der Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, Sabine Haag. Auch der Vertrag des Geschäftsführers der "Wiener Zeitung", Karl Schiessl, laufe heuer ab. Im Finanzbereich seien es die Verträge der vier Vorstände der Kärntner Hypo mit Gottwald Kranebitter an der Spitze sowie der beiden Fimbag-Chefs Adolf Wala und Klaus Liebscher. Auch Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter bemühe sich um eine Verlängerung seines heuer auslaufenden Vertrages.

Aufgelistet seien weiters Aufsichtsräte wie etwa die heuer endenden fünf Mandate bei den Österreichischen Lotterien. Enthalten seien auch Jobs, die erst im Laufe des nächsten Jahres zu besetzen wären, wie etwa jener von OMV-Generaldirektor Gerhard Roiss, der per April 2014 zur Disposition stehe. ÖIAG-Aufsichtsrats-Chef Peter Mitterbauer, dessen Posten im Frühling ablaufe, soll für kommenden Herbst seinen Rücktritt signalisiert haben, so die "Presse".

Verträge bis Ende 2013

Nicht auf der Liste sei die Neubesetzung des Verbund-Vorstandes, dessen Verträge Ende 2013 auslaufen. Der Aufsichtsrat hat Mitte Dezember angekündigt, die Vorstandsmandate für den Zeitraum 2014 bis 2018 bereits im Jänner 2013 auszuschreiben. Aktuell gehören dem Verbund-Vorstand an: Generaldirektor Wolfgang Anzengruber, Vize-Generaldirektor Johann Sereinig, Ulrike Baumgartner-Gabitzer und Günther Rabensteiner.

Hinter vorgehaltener Hand werde erzählt, dass Baumgartner-Gabitzer keinen neuen Vertrag bekomme, einen Vorstandsjob in der Netzgesellschaft APG aber schon so gut wie in der Tasche habe, schreibt die "Presse". Sie solle im Verbund einem Manager Platz machen, der als Finanzvorstand agieren werde.