Der im Vorfeld seiner Aussage als "Kronzeuge der Anklage" apostrophierte Mark Cliff hat sich nur bedingt als Stütze für Staatsanwalt Michael Radasztics erwiesen. Der ehemalige Vermögensverwalter von Mensdorffs Mentor bei BAE Systems, Timothy Landon, der sich für das Wiener Gericht im Hastings Magistrates Court in der englischen Grafschaft East Sussex eingefunden hatte und im Wege einer Videokonferenz an ihn gerichtete Fragen beantwortete, bestätigte weder Mensdorffs angebliche Verwicklung in "Drittzahlungen" noch eine "Schmiergeld"-Besprechung" bei BAE Systems, an der Mensdorff laut Anklage teilgenommen haben soll.

Gegenüber dem britischen Serious Fraud Office (SFO) hatte Cliff noch erklärt, Mensdorff sei dabei gewesen, als Anfang Oktober 2001 bei BAE über "Drittzahlungen" diskutiert wurde, wobei sich die BAE-Manager dabei auf "liberale Zahlungen" und eine Verschleierungs-Taktik der Geldflüsse geeinigt haben sollen. Konkret hatte Cliff vor dem SFO in diesem Zusammenhang zu Protokoll gegeben: "Was hier besprochen wurde, war die Zahlung von Schmiergeldern."

Keine Bestechung laut Cliff

Diese Aussage wollte der 55-Jährige gegenüber Richter Stefan Apostol nicht mehr aufrechterhalten. Er habe dem SFO "Suggestivfragen" beantwortet, ob es wirklich um Schmiergeld-Zahlungen ging, "habe ich nie sicher gewusst". Die Frage Apostols, worum es sich seiner Ansicht nach bei den besprochenen Zahlungen handelte, beantwortete Cliff mit "Ich weiß nicht." Die BAE-Manager hätten sich jedenfalls nicht zu Bestechungszwecken verschworen: "Ich habe nie etwas Derartiges gesehen."

Einzig in einem Punkt belastete Cliff Mensdorff, indem er die Briefkastenfirma Brodmann Business S.A., mit der der "Graf" nichts zu tun haben will, diesem zurechnete. Seines Wissens sei dies "Alis Firma" gewesen, "aber ich kann nicht sicher sein", so Cliff.

Über Brodmann sollen 12,6 Mio. Euro geflossen sein, die BAE Systems laut Anklage Mensdorff zur Vornahme von Einflussnahme auf Beschaffungsvorgänge in Ost- und Mitteleuropa zur Verfügung gestellt haben soll. Mensdorff behauptet demgegenüber, die Firma habe dem 2007 an Krebs verstorbenen Timothy Landon gehört, für den er mit Brodmann-Geldern treuhändisch in dessen Auftrag Investitionen vorgenommen habe.

"Koffer und Cash" brachten Cliff in Verlegenheit

Erklärungsbedarf bekam Mark Cliff, als Richter Stefan Apostol ihm ein Schreiben vorhielt, in dem Timothy Landon ihn, Cliff, sinngemäß wissen hatte lassen, die einzige Lösung heutzutage sei "ein Koffer und Cash". Auf die Frage, was damit gemeint sein könnte, wand sich Landons Vermögensverwalter und vermied es tunlichst, das Wort "Bestechung" in den Mund zu nehmen: "Die Implikation ist offenkundig. Die Implikation ist, dass man Leute mit einem Koffer voll Geld besucht. Aber ich habe bereits gesagt, dass wir das nicht gemacht haben."

Auf eine weitere Frage, ob es bei Eurofighter zu Bestechungszahlungen gekommen sei, erwiderte Cliff: "Es ist schwer, es auf andere Weise auszudrücken. Aber ohne Details vor sich zu haben, ist es schwer, es mit Sicherheit zu sagen." Ihm sei auf alle Fälle versichert worden, "dass keine Schmiergelder bezahlt wurden". Der Zeuge räumte zwar ein, dass er dahingehend durchaus Bedenken gehabt hätte, doch habe er "nichts gewusst".