Am kommenden Freitag und Samstag, den 11. und 12. Jänner, findet in Tschechien die Wahl des Staatspräsidenten statt. Die Tschechen werden erstmals in der Geschichte über ihren Staatschef selbst entscheiden. Die Wahl des Staatsoberhauptes durch Parlamentsabgeordnete und Senatoren wurde mit einer 2012 verabschiedeten Verfassungsnovelle 2012 abgeschafft.

Der derzeitige Staatspräsident Vaclav Klaus kandidiert nicht mehr, weil er schon zwei fünfjährige Amtsperioden hinter sich hat und laut Verfassung eine dritte nicht zulässig ist. Als Favoriten für die Nachfolge gelten zwei ehemalige Regierungschefs - Jan Fischer und Milos Zeman. In den Wählerumfragen haben sie einen klaren Vorsprung vor den anderen sieben Kandidaten.

Um das höchste Staatsamt bewerben sich auch Außenminister Karel Schwarzenberg, der Vizechef der oppositionellen Sozialdemokraten, Jiri Dienstbier (CSSD), der konservative Senats-Vizechef Premysl Sobotka (ODS), die Europaabgeordnete Zuzana Roithova, die Chefin der außerparlamentarischen Partei "Suverenita" und ehemalige TV-Moderatorin Jana Bobosikova, die Schauspielerin Tana Fischerova sowie der Künstler und Hochschulpädagoge Vladimir Franz.

Die Entscheidung, wer Klaus auf der Prager Burg ersetzen wird, wird jedoch für den kommenden Samstag noch nicht erwartet. Laut den Umfragen hat keiner der Kandidaten die Chance, gleich in der ersten Runde über 50 Prozent der Stimmen zu erreichen. Deswegen wird zwei Wochen später höchstwahrscheinlich die Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Bewerbern stattfinden. Gerechnet wird mit einem Duell Fischer-Zeman. Laut den Befragungen könnten die beiden Favoriten über 20 Prozent der Stimmen erhalten.

Einer aktuellen Umfrage zufolge führt Zeman mit 25,1 Prozent. Fischer kommt darin auf 20,1 Prozent. Die beiden Favoriten werden in den jüngsten Umfragen von drei Kandidaten gefolgt: Vladimir Franz (11,4 Prozent), Schwarzenberg (11 Prozent) und Dienstbier (10,6 Prozent). Wenig Aussicht auf einen Einzug in die Stichwahl hat demnach Senats-Vize Sobotka (7,1 Prozent). Die Tschechen können sich offenbar auch keine Frau als Präsidentin vorstellen. In den Umfragen landen die weiblichen Kandidatinnen auf den unteren Rängen: Bobosikova (5,6 Prozent), Roithova (4,6 Prozent) und Fischerova (4,6 Prozent).

Zeman ging laut Experten sowie Lesern des meistgelesenen tschechischen Nachrichtenservers "Novinky" (www.novinky.cz) als Sieger aus dem ersten TV-Duell mit Fischer hervor, das am vergangenen Freitag stattfand. Laut Politologen zeigte sich Zeman selbstsicherer und schlagfertiger, während Fischer ein bisschen nervös gewirkt habe. Außerdem schnitt Zeman in einem Fremdsprachentest besser ab. Beide bewiesen sehr gute Englischkenntnisse, allerdings war Zemans Russisch sichtbar besser.

Die Wahllokale werden am Freitag 14.00 Uhr geöffnet und um 22.00 Uhr wieder vorübergehend geschlossen. Am Samstag wird die Wahl ab 8.00 Uhr fortgesetzt und die Stimmabgabe um 14.00 Uhr endgültig beendet. Mit den ersten Hochrechnungen kann man noch am Samstagnachmittag rechnen.