In Chile bekommt die Ermordung des Sängers und Gitarristen Víctor Jara zu Beginn der Diktatur von General Augusto Pinochet (1973 bis 1990) fast vier Jahrzehnte später ein juristisches Nachspiel. Die Justiz des Landes ordnete am Freitag die Festnahme von acht tatverdächtigen Ex-Militärs an. Einer der mutmaßlichen Täter wird mit internationalem Haftbefehl gesucht, weil er in den USA lebt.

Der Richter Miguel Vásquez vom Berufungsgericht in Santiago verfügte, dass sich zwei ehemalige Soldaten wegen Mordes und sechs weitere wegen Beihilfe verantworten müssen. Als Haupttäter werden demnach Hugo Sánchez Marmonti und Pedro Barrientos Núñez gesucht, letzterer mit internationalem Haftbefehl. Zwei Offizieren im Ruhestand wird die Erschießung Jaras und weiteren sechs eine Mittäterschaft angelastet, wie der Rundfunksender Radio Cooperativa am Freitag berichtete.

Der linksgerichtete Musiker war am 13. September 1973 in der Technischen Universität von Santiago, wo er als Dozent arbeitete, von Militärs festgenommen worden - nur zwei Tage nach dem Staatsstreich gegen den sozialistischen Präsidenten Salvador Allende. Im Nationalstadion der chilenischen Hauptstadt war er gefoltert und am 16. September mit 44 Schüssen getötet worden. Das Stadion, das von der Junta als Folterlager genutzt wurde, trägt seit 2003 Jaras Namen.

Der Leichnam Jaras wurde im Juni 2009 exhumiert, um die genauen Umstände seines Todes zu untersuchen. Sechs Monate später wurde der 1932 geborene Künstler feierlich in Anwesenheit der damaligen Präsidentin Michelle Bachelet in Santiago de Chile beigesetzt. Unter Pinochets Herrschaft (1973-90) wurden in Chile mehr als 3.000 Menschen getötet oder verschwanden spurlos.