Ruhig hat sich die Lage in der Wiener Votivkirche am zehnten Tag der Besetzung durch eine Gruppe Flüchtlinge präsentiert. Von den 29 Personen, die die Nacht auf Donnerstag in der Kirche verbracht hatten, war gegen Mittag rund die Hälfte vor Ort. Die Frage, wie es weitergehen sollte, war für den ebenfalls anwesenden Geschäftsführer der Caritas Wien, Werner Binnenstein-Bachstein, leicht zu beantworten: "Aus der Sicht der Caritas ist nun die Politik gefragt", sagte er der APA. Er betonte, dass die begleitenden Personen an einer Deeskalation interessiert seien.

Die Caritas agiert beim Asyl-Camp als Ansprechpartner und Organisator der medizinischen Versorgung. Die geschwächten Hungerstreikenden, seit Sonntag sollen 14 Personen die Nahrung verweigern, wurden dabei angehalten, verstärkt Wasser zu sich zu nehmen. Wer hinter den "Störaktionen" der vergangenen Nächte stecken könnte, vermochte der Caritas-Geschäftsführer nicht zu sagen. Dafür nannte er erneut die von der Politik geforderten Schritte, nämlich einen Arbeitsmarkt-Zugang für Asylwerber und eine qualitative Verbesserung der Unterkünfte, die es mit den NGOs zu diskutieren gelte. "Diese Signale wären ein guter Schritt".

Gegen Mittag trafen die Johanniter ein, um die Flüchtlinge medizinisch zu betreuen. Verbände wurden gewechselt und Pulsmessungen durchgeführt. Immer wieder betraten Schaulustige die Votivkirche, eine ältere Dame machte dabei ihrem Unmut über das Asyl-Camp Luft, das weiterhin vor der Kirche positioniert war. Betont ruhig waren hingegen die Asylsuchenden, diskutierten mit Medienvertretern oder vertraten sich die Beine im Votivpark. Für heute 16.00 Uhr wurde auf der Internetseite der Besetzer zu einer "weihnachtlichen Solidaritätserklärung" für die Aktivisten aufgerufen.