Aus Protest gegen die Gewalt setzte sich inzwischen ein hochrangiger Militär ab: Der Nachrichtensender Al-Arabiya strahlte eine Videobotschaft aus, in der der Chef der Militärpolizei, Generalmajor Abdulaziz Al-Shalal erklärte, desertiert zu sein. Die Armee sei von ihrer Mission, das Volk zu schützen, abgekommen und zu einer marodierenden, mordenden Bande geworden. Der Offizier geht davon aus, dass weitere Funktionäre sich vom Regime lossagen wollten.

Insgesamt kamen bei den Kämpfen in Syrien seit März 2011 mehr als 45.000 Menschen ums Leben, wie die in London ansässige Beobachtungsstelle am Mittwoch mitteilte. Mehr als 31.500 davon seien Zivilisten gewesen, in den Reihen der Soldaten habe es mehr als 11.200 Tote gegeben.

Kämpfe in Palästinenserlager

Am selben Tag hat es im Palästinenser-Flüchtlingslager Yarmuk nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus Kämpfe zwischen Rebellen und Anhängern des regierungstreuen palästinensischen Volkskomitees gegeben. In der Nacht auf Mittwoch seien mehrere Menschen von Heckenschützen getötet worden, teilte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit.

Ein Abkommen der vergangenen Woche, das den Abzug aller Bewaffneten aus dem Lager vorgesehen habe, sei nicht von Erfolg gekrönt gewesen. Zuvor hatte es in Yarmuk bereits vom 16. Dezember an fünf Tage lang Kämpfe gegeben. Nach Angaben der Beobachtungsstelle flog die Luftwaffe mehrere Angriffe gegen das Lager, bei denen es Tote gab. Informationsminister Omran Al-Sohbi sagte hingegen am Sonntag, die Armee sei in Yarmuk nicht eingeschritten. In der vergangenen Woche waren 100.000 bis 150.000 Menschen aus dem Lager geflohen, hieß es vom UNO-Palästinenserhilfswerk.

Im Norden des Landes wurde ein Dorf von der Armee unter Artilleriebeschuss genommen. Bei dem Angriff auf Qahtaniya in der Provinz Raqqa wurden zumindest 20 Menschen getötet, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Verletzte wurden nach Angaben von Aktivisten mit Motorrädern ins Krankenhaus gebracht, da der Treibstoff immer knapper werde.