Nordkorea hat nach Einschätzung Südkoreas bei seinem jüngsten Raketenstart ein Trägersystem benutzt, das theoretisch einen Gefechtskopf bis an die US-Westküste tragen kann. Simulationen hätten ergeben, dass "die Rakete mit einem Sprengkopf von 500 bis 600 Kilogramm über 10.000 Kilometer weit fliegen kann", berichtete ein Experte des Verteidigungsministeriums am Sonntag in Seoul.

Die USA und Südkorea werfen dem kommunistischen Land vor, mit dem Start einer Weltraumrakete am 12. Dezember einen verdeckten Waffentest unternommen zu haben. Nordkorea spricht von einem Satellitenstart zu friedlichen Zwecken. Auch auf die Gefahr verschärfter internationaler Sanktionen will Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un noch leistungsstärkere Trägerraketen bauen lassen.

Grundlage für die Vermutungen der südkoreanischen Experten ist die Untersuchung eines Trümmerteils von der abgetrennten ersten Stufe der nordkoreanischen Unha-3-Rakete. Zwei Tage nach dem Start der Rakete hatte Südkoreas Militär einen Tank aus dem Gelben Meer geborgen.

Bei dem Fundstück handelt es sich den Angaben zufolge vermutlich um einen Behälter für sogenannte rot rauchende Salpetersäure - ein Oxidationsmittel, das als Raketentreibstoff benutzt wird. Das in Raketen der ehemaligen Sowjetunion eingesetzte Mittel finde in Ländern mit moderner Raumfahrttechnologie sehr selten Verwendung, zitierte die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap einen Spezialisten.

Daraus habe das Untersuchungsteam geschlossen, dass der Start der Unha-3-Rakete in Wirklichkeit ein Test zur Entwicklung von Interkontinentalraketen gewesen sei, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden können. Es habe jedoch nicht geklärt werden können, ob die Rakete nach dem Flug ins All fähig gewesen wäre, wieder in die Erdatmosphäre einzudringen. Das wäre eine Bedingung für den Angriff.