Wegen Blasphemie ist in Pakistan ein Mann von einem wütenden Mob bei lebendigem Leibe verbrannt worden. Etwa 200 aufgebrachte Männer stürmten nach Medienberichten vom Samstag eine Polizeiwache in einem Dorf in der Provinz Sindh. Sie überwältigten die Beamten, verschleppten den Mann und zündeten ihn an. Dorfbewohner warfen ihm vor, mehrere Ausgaben des Korans verbrannt zu haben.

Medienberichten zufolge hatte der Reisende, ein Muslim, die Nacht alleine in einer Moschee verbracht. Am nächsten Morgen seien dort verbrannte Koranausgaben entdeckt worden. Details zur Identität des Mannes gab es zunächst nicht. Es habe knapp 25 Festnahmen wegen Mordes gegeben; Polizisten werde Fahrlässigkeit vorgeworfen, sagte ein Polizeisprecher.

Erst im Sommer war in Pakistan ein Mann verbrannt worden, weil er den Koran entweiht haben soll. Für Aufsehen sorgte der Fall einer jungen, geistig zurückgebliebenen Christin, der fälschlich vorgeworfen wurde, Koran-Seiten verbrannt zu haben. Das Verfahren wurde eingestellt. Seit der Einführung des Blasphemie-Gesetzes 1986 wurden schätzungsweise 40 Menschen ermordet. Immer wieder wird das Gesetz dazu missbraucht, persönliche Gegner aus dem Weg zu räumen.

Außerdem ist fast ein Jahr nach der Entführung eines deutschen Entwicklungshelfers in Pakistan erstmals ein Lebenszeichen der Geisel aufgetaucht. Der TV-Sender Dunya News strahlte am Samstag ein 52 Sekunden langes Video aus. Darin bittet der Deutsche darum, sein Leben und das eines gemeinsam mit ihm entführten italienischen Kollegen zu retten.

"Bitte akzeptieren Sie die Forderungen der Mujaheddin", sagt der Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe auf Englisch. "Sie können uns jederzeit töten." Nach Angaben der pakistanischen Taliban haben sie die Europäer in ihrer Gewalt. Forderungen sind nicht bekannt.