Herr Stronach, warum verlieren Sie bei kritischen Fragen so leicht die Beherrschung?

STRONACH: In einer demokratischen, zivilisierten Gesellschaft muss es den freien Journalismus geben. Die Medien müssen das Recht haben, über alles zu berichten. Ich habe kein Problem mit kritischen Fragen. Aber: Man muss auch die Wahrheit schreiben.

Wer definiert, was die Wahrheit ist?

STRONACH: Die Wahrheit ist die Wahrheit ist die Wahrheit. Es gibt nur eine.

Aber haben Sie Verständnis dafür, dass Medien die Dinge hinterfragen, um ihnen auf den Grund zu gehen?

STRONACH: Es muss alles hinterfragt werden. Man muss auf der Suche sein nach der Wahrheit. Manchmal ist es schwierig, sie zu finden. Das Problem ist: Es gibt Medien, vor allem im Einflussbereich von Raiffeisen, die bringen auch Geschichten, die unter die Gürtellinie zielen. Das ist nicht sehr angenehm.

Was hat Ihnen denn wehgetan?

STRONACH: Mir kann niemand wehtun. Ich habe früher pro Jahr 50 bis 60 Millionen Euro durch die Arbeit verdient - jetzt kostet mich mein Engagement 20 Millionen. Ich bin in die politische Arena gestiegen, bezahle dafür und werde auch noch beschimpft.

Auch in Amerika wird man, wenn man in die Politik wechselt, mit harten Bandagen behandelt. War Ihnen das nicht bewusst?

STRONACH: Ja, aber dort gibt es hohe Strafen, wenn falsch berichtet wird.

Die gibt es bei uns auch.

STRONACH: Aber sie müssten höher sein als jetzt. Wenn wir in der Autoindustrie einen Fehler machen, bekommen wir Millionenstrafen.

Sollte es die in Ihren Augen auch für Medien geben?

STRONACH: Die Strafe muss wehtun. Nicht nur eine kleine Richtigstellung irgendwo.

Ist jede Kritik gleich eine Beschimpfung?

STRONACH: Nein, bestimmt nicht.

Dulden Sie Widerspruch?

STRONACH: Ein Manager hat bei mir ruhig sagen können: Frank, was du da vorschlägst, ist ein Blödsinn. Aber er muss mir eine bessere Lösung für das Problem bringen. Wenn ein Journalist bessere Lösungen haben würde, würde es mich freuen.

Ihre "Zeit im Bild"-Auftritte münden regelmäßig in Eklats. Ist das ein Kalkül von Ihnen?

STRONACH: Nein. Ich habe gesagt, ich gehe nicht hin, wenn es so abläuft wie immer. Ich habe gesagt, ich brauche eine gewisse Zeit, um meinen Standpunkt zu erklären, damit die Leute das mit den Eurofightern und den behaupteten Gegengeschäften verstehen. Es ist ja nicht notwendig, dass der Armin Wolf das versteht. Die Leute müssen es verstehen.

Armin Wolf ist der beste Fernsehjournalist des Landes.

STRONACH: Der Wolf ist ein Schülerbua. Der ist nur gut im Stellen blöder Fragen. Wenn es tiefer in die Wirtschaft geht, kennt er sich nicht aus.

Würden Sie noch einmal hingehen?

STRONACH: Ich gehe noch einmal hin, wenn die Regeln korrekt sind. Deshalb würde ich auch bitten, dass ich die Textpassagen, die Sie abdrucken, zu Gesicht bekomme. Nicht um zu korrigieren, aber um mögliche Fehler zu verhindern.

Wir legen Ihnen wie allen Interviewpartnern, die das verlangen, die Antworten zur Freigabe vor. Titel, Vorspann und Fragen sind nicht autorisierbar.

STRONACH: Gut.

Verstehen Sie, dass man in einem Fernseh-Interview keinen Text verlesen kann?

STRONACH: Ich wollte eine einzige Minute lang den Sachverhalt zum Thema Eurofighter erklären. Das geht nicht in fünf Sekunden.

Sie bekommen jetzt eine Minute, und wir haken ein.

STRONACH: Ich kenne niemanden bei EADS, ich habe nie mit denen verhandelt. Wir haben alle Rüstungsbeteiligungen bei Magna abgegeben. Ich will mit Kampfmaschinen nichts zu tun haben. Da gibt es zu viele Graubereiche. Ich habe 2003 sogar Aufträge für den Eurofighter abgelehnt. Wir sind nur im Automobilgeschäft.

In der Auflistung des Wirtschaftsministeriums finden sich aber Gegengeschäfte für Magna in der Höhe von 356 Millionen Euro.

STRONACH: Es waren vermutlich noch viel mehr. Wir haben für Mercedes (Anm.: damals Mutterkonzern von EADS) schon zwanzig Jahre davor produziert und werden es auch in Zukunft tun. Wir haben alle diese Aufträge unter scharfer Konkurrenz bekommen.

Warum ist dann der Magna-Firmenstempel auf der Liste der Gegengeschäfte?

STRONACH: Wir sind gefragt worden. Und uns ist es egal, wie die das in der Regierung in welchen Listen eintragen. Was mich stört, ist, dass wir jetzt als Profiteur hingestellt werden.

Hat das Wirtschaftsministerium getrickst?

STRONACH: Das weiß ich nicht. Aber ich möchte wissen, wo die Schmiergelder hingeflossen sind. Ich will eine Untersuchung.

Warum ist Ihr damaliger Manager Siegfried Wolf mit dem damaligen Finanzminister Karl-Heinz Grasser im Magna-Jet zu EADS nach München geflogen?

STRONACH: Das ist ja nicht gegen das Gesetz. Der Sigi ist ein guter Mann. Er hat gesagt, wenn wir schon diese Flugzeuge kaufen, dann wenigstens von einem Land, mit dem wir auch Geschäfte machen.