Wieder einmal sorgte Frank Stronach mit einem ORF-Auftritt für einen Eklat. Mehrfach stand das von Starmoderator Armin Wolf donnerstagabends in der Zib2 geführte Interview am Rande des Abbruchs. Zunächst wollte der Austrokanadier eine Fünf-Minuten-Erklärung abgeben. Wolfs insistierendes Nachfragen zu den unangenehmen Gegengeschäften von Magna brachte den Neopolitiker so auf die Palme, dass er Wolf ("Von der Wirtschaft verstehst du nichts") und den ORF ("Ihr seid nur an der Machterhaltung interessiert") frontal attackierte.

Sagenhafte Quoten

Mit seiner Weigerung, sich den Spielregeln eines Zib2-Interviews zu unterwerfen, bescherte Stronach sich und dem ORF Rekordquoten. 562.000 Österreicher verfolgten die Sendung, mehr als 70.000 Mal wurden das Video in der TVthek des ORF bis Freitagnachmittag angeklickt, Youtube verzeichnete knapp 30.000 Klicks, auf Twitter kannte die Empörung keine Grenzen.

Ob der Eklat den politischen Ambitionen des 80-Jährigen schadet, ist alles andere als fix. Im Gegenteil. Rudi Fußi, einer von Stronachs Medienberatern dazu: "Dass sich die linksintellektuelle Schickeria auf Twitter über Stronach empört, war zu erwarten. Aber die wählen ja nicht Stronach." Ein anderer Stronach-Berater, der von heftiger Zustimmung auf Facebook zu berichten weiß, meint in entwaffnender Offenheit: "Für unsere Zielgruppe war der Auftritt einfach perfekt".

Tatsächlich spricht Stronach mit seinen Attacken gegen die Politiker, gegen den ORF und die Journalisten, gegen "die da oben" jenen Menschen aus der Seele, die vom Establishment die Nase voll haben und sich vom "System" ungerecht behandelt fühlen. In ihrer Verbitterung haben sie längst den etablierten Parteien den Rücken gekehrt - und liegen jenen zu Füßen, die dem "Kartell der Mächtigen" provokant, untergriffig und mit großem Show-Effekt die Stirn bieten.

Politikberater Thomas Hofer kann der These, Stronach habe sich in der Zib als unwählbar, weil unseriös entlarvt, wenig anfangen: "Das Interview hat ihm bei seiner Zielgruppe keineswegs geschadet. da kann er noch so schreien, das wird seine Fans nicht nachhaltig verstören." Peter Filzmaier ergänzt: "Ob die Mehrheit der Zuschauer den Auftritt bizarr findet, stellt sich nicht. Es geht darum, was jene bis zu 20 Prozent sagt, für die er wählbar erscheint. Bei dieser Gruppe ist die absurde Verschwörungstheorie, alle inklusive ORF hätten sich gegen ihn als Bewahrer der Wahrheit verschworen und würden ihn unfair behandelt, durchaus mehrheitsfähig".

"Schon dumme Fragen"

In einem Punkt melden Experten allerdings Zweifel an: Ob es Stronach mit solchen bizarren Auftritten gelingt, über seine eingefleischten Anhänger hinaus auch gemäßigtere Kreise, die sich von der Politik abgewendet haben, zu gewinnen. Den fast 14 Minuten dauernden Disput nahm Stronach letztlich sportlich. Als die Kameras abgedreht waren, meinte er zu Wolf: "Du hast schon dumme Frage gestellt".

Als Präsent gab es eine handsignierte Autobiografie mit der Widmung: "Armin Wolf ist ein guter Reporter".