Fünf Wochen nach der Verurteilung des päpstlichen Kammerdieners Paolo Gabriele wegen schweren Diebstahls ist auch der zweite Prozess im Skandal um die Entwendung vertraulicher Dokumente des Papstes zu Ende gegangen. Der Computertechniker Claudio Sciarpelletti, dem Begünstigung bei dem schweren Diebstahl von Vatikan-Dokumenten vorgeworfen wurde, wurde zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt.

Der vatikanische Staatsanwalt Nicola Picardi hatte eine viermonatige Haftstrafe gefordert, das eigentliche Strafmaß wurde jedoch gemildert, unter anderem, weil der Programmierer unbescholten war und sich bei den Ermittlungen kooperativ gezeigt hatte.

Der 48-jährige Informatikexperte, der sich für unschuldig erklärt hatte, kündigte Berufung gegen das Urteil an. Er muss die Prozesskosten übernehmen und darf weiter für den Vatikan arbeiten. Seit 20 Jahren ist er im Staatssekretariat, der Regierung des Kirchenstaates, für die Instandhaltung der Computer verantwortlich. Fahnder hatten auf Sciarpellettis Schreibtisch einen an Gabriele adressierten Umschlag gefunden. Darin befanden sich Kopien von Papieren, die der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi von Gabriele erhalten hatte und in seinem Enthüllungsbuch "Seine Heiligkeit" veröffentlichte. Gabriele hatte bestritten, Komplizen gehabt zu haben.

Während des Prozesses sagte Sciarpelletti, er sei nach seiner Festnahme verwirrt gewesen. Deshalb habe er im Mai zunächst widersprüchliche Angaben zur Herkunft der bei ihm gefundenen Dokumente gemacht. Er habe diese aber nie gelesen. Gabriele räumte während des Prozesses als Zeuge ein, dem Angeklagten Dokumente übergeben zu haben, die aber nicht vertraulich gewesen seien. Der frühere Kammerdiener verbüßt seine eineinhalbjährige Haftstrafe derzeit im Gefängnis der Vatikan-Gendarmerie. Der Vatikan hatte eine Begnadigung in Aussicht gestellt.