Als Antwort auf die Sperre des syrischen Luftraumes für türkische Flugzeuge am Samstag hat die Türkei nun offiziell ein Flugverbot für syrische Flugzeuge in ihrem Luftraum verhängt. Auf die Frage, ob der Luftraum nun für syrische Flugzeuge gesperrt sei, antwortet ein Sprecher des türkischen Außenministeriums am Sonntag: "Ja, für zivile Flugzeuge, Militärflüge waren bereits zuvor verboten."

Bereits am Mittwoch hatten türkische Kampfjets ein syrisches Passagierflugzeug von Moskau nach Damaskus abgefangen und zur Landung in Ankara gezwungen. Nach türkischen Angaben enthielt die beschlagnahmte Fracht Munition und militärische Ausrüstung. Dies wurde von Russland und Syrien dementiert.

Vermittlungsversuche fortgesetzt

Der internationale Syrien-Gesandte Lakhdar Brahimi setzte indes seine Vermittlungsbemühungen am Samstag in Istanbul fort. Er sprach mit dem türkischen Staatspräsidenten Abdullah Gül und später mit Davutoglu. Der Algerier, der seit dem 1. September im Auftrag der Vereinten Nationen und der Arabischen Liga eine Lösung in dem Konflikt sucht, tritt für einen politischen Weg ein und lehnt einen Militäreinsatz ab. Am Sonntag wurde Brahimi laut iranischem Staatsfernsehen in Teheran erwartet, am Montag wollte er weiter nach Bagdad reisen.

Hinter die Türkei stellte sich am Samstag der deutsche Außenminister Guido Westerwelle bei einem Besuch in Istanbul. Deutschland hätte im Streit um die abgefangene Passagiermaschine wohl ähnlich gehandelt. Davutoglu warnte Syrien vor weiteren Grenzverletzungen.

Wegen der Blockadehaltung Chinas und Russlands forderte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan eine Reform des UN-Sicherheitsrats. So wie die UN vor zwanzig Jahren tatenlos dem Morden auf dem Balkan zugesehen hätten, so sprachlos seien sie angesichts der Syrien-Krise, wetterte der Regierungschef laut türkischer Nachrichtenagentur Anadolu bei einer Konferenz. Der Rat müsse "gerechter und wirksamer" werden und die Interessen der UN-Mitglieder besser repräsentieren als bisher.

In Syrien hielten die Kämpfe am Wochenende unvermindert an. Nachdem die Rebellen zuletzt Erfolge im Norden des Landes erzielten und ihre Angriffe auf Militärbasen konzentrierten, startete die Armee am Sonntag eine Gegenoffensive, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Mit Luftangriffen und Artilleriebeschuss versuchten die Streitkräfte, verlorene Positionen zurückzugewinnen.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) warf der Armee erneut den Einsatz international geächteter Streubomben vor. Die Luftwaffe werfe Streubomben inzwischen auch über Wohngebieten ab, erklärte HRW-Rüstungsexperte Steve Goose am Sonntag. Syrien müsse den Einsatz derartiger Waffen umgehend einstellen.

Die Rebellen blockierten indes weiter große Teile der Zufahrtstraße nach Aleppo, um den Regierungstruppen den Nachschub zu erschweren. In der Provinz Aleppo schossen sie der Stelle zufolge ein Flugzeug der Armee ab.

Angesichts zahlreicher Überläufer und Zermürbung nach 19 Monaten Revolte sehen Beobachter die syrische Armee nicht mehr als bestimmend in dem Konflikt an. Laut Beobachtungsstelle war die Zahl getöteter Soldaten und Rebellen zuletzt erstmals höher als die Zahl getöteter Zivilisten. Seit März 2011 wurden der Stelle zufolge insgesamt 33.000 Menschen getötet.