Das geht aus Zeugenberichten hervor, die von der britischen Hilfsorganisation "Save the Children" am Dienstag veröffentlicht wurden. In dem seit 18 Monaten fortdauernden Bürgerkrieg geht die blutige Gewalt Tag für Tag weiter. Mindestens 67 Menschen seien am Dienstag getötet worden, berichteten Aktivisten.

Kein Ende der Schrecken in Sicht

Eine Strategie, wie man diesen Schrecken ein Ende setzen könnte, hat Brahimi noch nicht. Während eines Treffens mit den Mitgliedern des UN-Sicherheitsrates sagte Brahimi laut Informationen eines Journalisten der "Washington Post": "In den gefürchteten Geheimgefängnissen sind Misshandlungen und mittelalterliche Foltermethoden so weit verbreitet, dass die Opfer nicht einmal mehr darüber berichten." Der syrischen Führung attestierte er eine realitätsferne Haltung: "Ihr Ziel ist es immer noch, das alte Syrien zu bewahren." Der Ruf der Bevölkerung nach Wandel werde von der Regierung nicht akzeptiert.

Die meisten der von "Save the Children" befragten Flüchtlingskinder sind traumatisiert. Sie leiden nach Angaben der Hilfsorganisation unter Alpträume oder Depressionen. Einige berichteten, sie seien während in Haft mit Elektroschocks misshandelt worden. Ihre Zellen hätten sie mit verwesenden Leichen teilen müssen.

Granaten auf Golanhöhen

Unterdessen schlugen mehrere aus Syrien abgefeuerte Granaten auf den von Israel besetzten Golanhöhen ein. Die Geschoße seien wohl bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen nahe der Grenze abgefeuert worden und hätten den Golan versehentlich getroffen, sagte ein Militärsprecher in Tel Aviv. Es habe weder Opfer noch Schäden gegeben. Die israelischen Streitkräfte hätten jedoch eine offizielle Beschwerde bei der Beobachtermission der Vereinten Nationen auf dem Golan eingereicht. Israel werde solche Zwischenfälle auf Dauer nicht hinnehmen, warnte der Sprecher.

Die syrischen Regimegegner verübten am Dienstag einen Anschlag auf einen mutmaßlichen Stützpunkt der sogenannten Shabiha-Miliz in Damaskus. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana meldete, sieben Menschen seien durch die Explosion von zwei Bomben auf dem Gelände der Schulen der Kinder der Märtyrer verletzt worden. Eine Rebellenbrigade die sich Enkel des Propheten Mohammed nennt, bekannte sich zu dem Anschlag und behauptete, dadurch seien mehr als 400 Militär und Milizionäre ums Leben gekommen.

Aktivisten zählten am Dienstag landesweit 67 Tote. Die meisten Opfer soll es in Damaskus und in der Provinz Daraa gegeben haben. Sie berichteten, der vor einem Monat festgenommene beliebte Regisseur und Schauspieler Mohammed Oso sei freigelassen worden.

Laut Kathpress sind in Syrien offenbar in den vergangenen zwei Tagen 280 Christen aus einem Dorf in der Provinz Homs von bewaffneten Truppen verschleppt worden. Am Dienstag seien 130 Menschen aus Rableh "verschwunden", berichtet der vatikanische Missionspressedienst "Fides" unter Berufung auf örtliche Quellen. Bereits am Montag seien 150 Personen aus der Umgebung entführt worden.

Vom Feld entführt

Bewaffnete hätten die Menschen, die auf den Feldern an der Apfelernte arbeiteten, in Kleinbussen und Pick-Ups weggebracht. Die Angehörigen der griechisch-katholischen Kirche würden in einer Schule nahe von Gousseh festgehalten; Frauen seien inzwischen freigelassen worden. Die Entführer hätten signalisiert, in Kürze über die Zahlung eines eventuellen Lösegelds verhandeln zu wollen.

Die Christen in Rableh seien verängstigt, nachdem am Montag drei Leichen von Christen aufgetaucht seien, die in den vergangenen Tagen aus Saidnaya verschwunden waren, berichtet "Fides" weiter. Der Pressedienst zitiert einen örtlichen Priester mit der Vermutung, dass es sich nicht um eine gezielte Verfolgung der griechisch-katholischen Gläubigen handle, sondern ein "Manöver, das zur Verbreitung und Misstrauen und damit zu einem Konfessionskrieg" führen solle.

Es seien "nicht identifizierbare und unkontrollierte bewaffnete Banden", die unabhängig von der Syrischen Befreiungsarmee agierten. Deshalb sei ein friedlicher Dialog schwierig, den etwa die örtliche "Musalaha"-Versöhnungsbewegung anstrebe. Laut "Fides" sind derzeit in Syrien rund 2.000 bewaffnete Gruppen aktiv, die nicht zur Syrischen Befreiungsarmee gehören.

Zum Auftakt der jährlichen Generaldebatte der UN-Vollversammlung hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit drastischen Worten ein Ende der Gewalt in Syrien angemahnt. Der Konflikt entwickle sich zu einer "regionalen Katastrophe mit globalen Auswirkungen", sagte Ban am Dienstag am Sitz der Vereinten Nationen in New York. "Die internationale Gemeinschaft darf nicht wegschauen, wenn Gewalt außer Kontrolle gerät." Die Regierung von Präsident Bashar al-Assad begehe "brutale" Menschenrechtsverletzungen.