Eine in dem islamfeindlichen Film "Die Unschuld der Muslime" mitwirkende US-Schauspielerin scheiterte unterdessen mit dem Versuch, auf dem Onlinedienst Youtube eingestellte Ausschnitte des Videos sperren zu lassen.

Die zweite Auflage

Allen Befürchtungen zum Trotz will das Magazin "Charlie Hebdo" am Freitag mit einer zweiten Auflage in den Verkauf. Die ersten 75.000 Exemplare waren noch am Erscheinungstag vergriffen. Der Internetauftritt des Magazins ist nach einem Hackerangriff inzwischen wieder online. Damit waren einige der provokanten Mohammed-Karikaturen am Donnerstag auch wieder über das Netz zu sehen. In vielen islamischen Ländern rund um den Globus kocht seit mehr als einer Woche Wut über ein Mohammed-Video hoch. Im Iran versuchten hunderte Islamisten am Donnerstag Frankreichs Botschaft zu stürmen. In Nordafrika wurden zahlreiche französische Institute und Schulen vorsorglich geschlossen. Die USA machten ihre Vertretungen im muslimischen Indonesien dicht. Auch Deutschland wappnet sich. Österreichische Botschaften bleiben weiterhin geöffnet, mit Ausnahme jener in der tunesischen Hauptstadt Tunis, die bereits gegen Mittag schließen wird. Man stehe jedoch in "enger Abstimmung mit den Kollegen vor Ort", versicherte Außenamts-Sprecher Martin Weiss gegenüber der APA.

Etliche Menschen starben bei Krawallen, unter ihnen der US-Botschafter in Libyen. Davon unbeeindruckt provoziert "Charlie Hebdo" in der aktuellen Ausgabe vom Mittwoch mit seitenweise Karikaturen. Einige Zeichnungen zeigen den Propheten nackt in unsittlichen Posen oder unterstellen ihm abartige sexuelle Praktiken. Unterdessen lehnte ein Gericht in Los Angeles einen Eilantrag der Schauspielerin Cindy Lee Garcia, die in dem Mohammed-Film mitwirkte, ab. Neben Youtube hat Garcia auch den mutmaßlichen Produzenten des Filmes verklagt. Der unter dem Pseudonym "Sam Bacile" auftretende Nakoula Basseley Nakoula, ein aus Ägypten stammender koptischer Christ, soll die Schauspielerin über seine mit dem Video verfolgten Absichten getäuscht haben. Ihr sei gesagt worden, der Film werde "von Abenteuern im alten Ägypten" handeln. Wo nun klar sei, worum es darin tatsächlich gehe, sei ihr Leben in Gefahr.

Blockade des Videos

Auch ein israelisches Gericht lehnte einen Antrag auf Blockade des anti-islamischen Mohammed-Videos, wie von israelischen Muslimen gefordert, ab. Das Gericht in Jerusalem begründete seine Entscheidung mit der Notwendigkeit, es müsse erst eine umfassendere Anhörung am 15. Oktober abgewartet werden. Die Rechtsanwälte der Youtube-Mutter Google argumentierten, ihr Unternehmen sei nicht für die Inhalte verantwortlich, die Dritte auf YouTube hochladen. Auch in einigen deutschen Städten wollen am Wochenende Tausende Muslime gegen die Beleidigung des Propheten auf die Straße gehen, unter anderem in Freiburg, Karlsruhe und Dortmund. Das Innenministerium stoppte unter Verweis auf die aktuelle Gefährdungsbewertung des Bundeskriminalamts eine unter Muslimen umstrittene Plakataktion, die sich gegen eine islamistische Radikalisierung Jugendlicher wendet.

Das Satiremagazin "Titanic" nutzt die Aufregung und plant eine Oktober-Ausgabe mit dem Titel: "Bettina Wulff dreht Mohammed-Film". "Jetzt ist Mohammed in aller Munde, darauf reagieren wir", verteidigte Chefredakteur Leo Fischer im Interview mit "Spiegel online" den Schritt. "Billige Schmähfilme" wie "Die Unschuld der Muslime" heizten weltweit die Stimmung an, sagte Fischer "Spiegel online". "Es könnte sein, dass in diesem Fahrwasser auch Bettina Wulff anfängt, sich mit billiger Islamkritik zu profilieren." Auf die Frage, ob auf dem Titelbild Mohammed zu sehen sei, sagte der "Titanic"-Chefredakteur: "Das weiß ich nicht genau. Das ist eine Filmszene".