Deutschland hat aus Sorge vor gewalttätigen Protesten gegen das Schmähvideo über den Propheten Mohammed die Sicherheitsvorkehrungen an diplomatischen Vertretungen in mehreren islamischen Ländern verschärft. "Wir Deutsche machen uns natürlich auch Sorgen um unsere eigenen diplomatischen Vertretungen in den betroffenen Ländern", sagte der deutsche Außenminister Guido Westerwelle (FDP) am Freitag im ARD-"Morgenmagazin". Auch die Bundeswehr in Afghanistan reagierte mit erhöhter Aufmerksamkeit.

Freitagsgebet der Muslime

Der Freitag ist der Versammlungstag aller islamischen Gemeinden. Der Besuch des Freitagsgebetes, üblicherweise in einer Moschee, ist Pflicht für jeden männlichen, gesunden Muslim im Erwachsenenalter. Der Koran verlangt in Sure 69: "Oh Gläubige, wenn am Freitag zum Gebet gerufen wird, dann eilt zum Gedächtnis Allahs und lasst das Kaufgeschäft ruhen". Der Freitag soll als Versammlungstag gewählt worden sein, weil er auch Markttag war.

Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte: "Wir beobachten die Entwicklung der Sicherheitslage mit größter Aufmerksamkeit und haben unsere Sicherheitsvorkehrungen an einigen Auslandsvertretungen verschärft." Ein Bericht von "Spiegel-Online", nach dem Botschaften in nordafrikanischen Ländern sowie in Afghanistan und Pakistan geschlossen worden seien, wurde zunächst nicht bestätigt. Nach den Freitagsgebeten wird allgemein erwartet, dass die bisherigen gewalttätigen Übergriffe zunehmen. Die deutsche Bundeswehr in Afghanistan reagiere auf die Entwicklung "mit einer höheren Sensibilisierung", sagte ein Sprecher des Einsatzführungskommandos in Potsdam. Bisher lägen keine Informationen über Protestaktionen vor deutschen Stützpunkten vor.

Westerwelle lobte die Bedeutung des Internets für die Revolution in arabischen Ländern. "Es gibt aber auch einen Fluch des Internets - nämlich, dass auch die verrücktesten und fanatisch verblendetsten Menschen ihr dümmstes Zeug ins Internet stellen können und dabei leider auch die Gefühle von vielen Menschen verletzen". Manche Menschen in der arabischen Welt wüssten nicht, dass dies nicht repräsentativ für die Einstellung im Westen sei. "Sie glauben, dass das in irgendeiner Form regierungsamtlich gebilligt wird".

"Dieses unsägliche Video"

Der deutsche Außenminister warnte davor, den Videofilm als Vorwand für Gewalt zu nutzen. "Ich appelliere an die gesamte arabische Welt, jetzt auch zurückzukehren zu friedlichen Protesten und die Kritik an diesem unsäglichen Video auf friedlichem Wege zum Ausdruck zu bringen". Die Regierungen im Nahen Osten forderte er auf, alles dafür zu tun, "dass die Botschaften und konsularischen Vertretungen, vor allem natürlich die der Amerikaner, geschützt bleiben". "Spiegel-Online" berichtete zudem, auch deutsche Büros von Entwicklungshilfeorganisationen und von Stiftungen seien aufgefordert worden, ihre Sicherheitsvorkehrungen zu verstärken.

Bei Angriffen auf das US-Konsulat im libyschen Benghazi waren in der Nacht auf Mittwoch vier Amerikaner getötet worden. Im Jemen starben am Donnerstag vier Menschen bei Angriffen auf die US-Botschaft. Bei gewaltsamen Demonstrationen gegen den in den USA produzierten Film waren vor der US-Vertretung in Kairo über 220 Menschen verletzt worden.