Der Euro steht im Regen. Auch beim Banker-Gipfel in Alpbach, wo Ungewissheit und Ratlosigkeit umgehen. Und Leute, die mit Schock-Szenarien vor den noch viel größeren Unwägbarkeiten eines Austritts aus dem Euro warnen.

"Wir müssen ein finanzielles Sarajevo vermeiden", zog Nationalbank Gouverneur Ewald Nowotny sogar den Vergleich zu Thronfolgermord und Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914. Die Botschaft ist klar: die Schilling-Illusion - ein Albtraum.

Raiffeisen-Zentral-Bank-Chef Walter Rothensteiner will demnächst Frank Stronach persönlich treffen und ihn fragen, "wie mit dem Schilling das Geld die Regel macht". Bundeskanzler Werner Faymann ließ das Wirtschaftsforschungsinstitut ausrechnen, was ein Austritt Österreichs aus dem Euro kosten würde: 32 Milliarden Euro Wertschöpfungsverlust allein im ersten Jahr. Nowotny bekräftigt: "Ein Ausscheiden aus der Eurozone ist völlig absurd. Eine Rückkehr zum Schilling eine ökonomische Katastrophe." Billig ist die Eurokrise durch Staatsschulden und Bankrisiken in Europa auch nicht. Wir haben gleiche Währung mit gleichem Risiko verwechselt. "Dabei ist großer Schaden entstanden, den wir über die Inflation steuern oder Einkommensverluste zahlen müssen", so Erste-Group-Generaldirektor Andreas Treichl.

Bankenunion

Der Stabilisierung von Euro und Banken soll schon bald eine europäische Bankenunion dienen. Am 11. und 12. September wird die EU-Kommission dazu ihre Pläne vorstellen. Wie genau von der Europäischen Zentralbank (EZB) aus dann europäische Bankenaufsicht, Einlagensicherung und Bankabwicklungsfonds geführt werden sollen, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Unicredit-Vorstand Willibald Cernko meint: "Eine Bankenunion beinhaltet einheitliche Aufsicht, Resolution und Einlagensicherung. Dieses Maßnahmenpaket ist schrittweise über die nächsten Jahre zu entwickeln." Michael Ikrath, Generalsekretär des Sparkassenverbandes, warnte vor Experimenten mit dem vorhandenen Vertrauen der Sparer in die nationale Einlagensicherung. Eine Kontrolle von fast 7500 europäischen Banken von Frankfurt und London aus hielte er für einen Overkill. Daher soll die EZB nur die großen Systembanken direkt kontrollieren, alle anderen Großbanken und Regionalbanken sollen weiter national geprüft werden. Helmut Ettl, Chef der Finanzmarktaufsicht (FMA), will eine Bankenunion in Etappen. "Überhastete Schritte sind brandgefährlich."

Nowotny wähnt einen enormen Personalbedarf von Experten bei der EZB. FMA-Vorstand Kurt Priebil wünscht für die EZB eine entsprechende Ausstattung, "sonst wird die EZB zu einem sicheren Hafen für Zombie-Banken, die sich ihre Container nur mit ESM-Mitteln auffüllen".

Laut Ikrath müsse man eine klare Unterscheidung treffen zwischen "Casino-Banken" und "Boring-Banks" (langweilige Banken), also den Banken, die das nur vermeintlich langweilige Geschäft mit Einlagen und Krediten machen und nicht mit Zockerei.

Die Kärntner-Sparkassen-Chefin Gabriele Semmelrock-Werzer brach eine Lanze für Regionalbanken. "Wir haben überschaubare Größen, sind näher am Kunden und sollten das Risiko besser einschätzen können." Sie kenne aber auch nicht die richtige Größe zwischen "zu groß zum Fallen" und "zu klein zum Überleben". EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso verglich den weiteren Weg der EU mit dem Bergsteigen: "Es bleibt ein steiniger Weg."