Das Nein kam von höchster Stelle. Cheftrainer Andreas Puelacher hielt seine Schützlinge dazu an, auf den Test zu verzichten. Die angesagte Premiere wurde verschoben, die Österreicher verzichteten auf die Chance, den „Airbag“ erstmals unter Rennbedingungen zu testen. Die Begründung: Weil die Chance hoch war, dass in Gröden nur ein Training gefahren wird – was sich bewahrheitete –, sollten sich die Athleten nicht auf andere Dinge konzentrieren und das Risiko vermeiden, dass der Airbag entweder ungewollt auslöst oder einschränkt. Logisch irgendwie – zu schlecht war die Vorstellung der Abfahrer in den ersten beiden Saisonrennen, als dass sich der österreichische Cheftrainer im Fall einer weiteren Schlappe Fragen hätte gefallen lassen müssen, ob der Test denn nicht Ablenkung gewesen wäre.

Bereit für Sicherheit

Die Läufer selbst waren davon allerdings nur bedingt begeistert. „Jedes Training ist ein Risiko“, meinte etwa Hannes Reichelt, „egal ob ich mit oder ohne Airbag fahre. Und ich bin der Meinung, dass ich alles gerne verwende, was mir die Chance auf mehr Sicherheit bietet.“ Und auch Matthias Mayer will den neuen Airbag möglichst bald auch auf Ski testen. Auch wenn er ergänzte: „Ich bin gespannt, wie sich das Mehr an Sicherheit auf den Kopf auswirkt. Ich hoffe ja nicht, dass man dann noch mehr Risiko eingeht, weil man sich auf den Schutz des Airbags verlässt. Ich bin gespannt.“

Wann die Österreicher also das neue „D-Air“-System, das ab Wengen offiziell auch in Rennen erlaubt werden soll, verwenden, steht noch in den Sternen. Einer, der an den Tests schon seit mehr als einem Jahr beteiligt ist, winkt aber ab. „Ich kann nur sagen, dass ich nicht damit fahre, wenn es so bleibt“, meinte der Italiener Werner Heel. Begründung: „Es engt mich in meiner Bewegung ein, ich fühle mich nicht wohl. Und ich war diesmal schon zur Hälfte der Abfahrt müde, weil es so drückt – obwohl der Airbag nur 800 Gramm wiegt.“ Die Modifizierungen, die auf Wunsch des Internationalen Skiverbandes vorgenommen werden mussten, hatten bei ihm also Auswirkungen auf den Komfort. Reichelt sieht das anders: „Es mag in seinem Fall stimmen. Ich habe ihn im Hotel probiert und auch samt Rennanzug kein Problem gehabt.“

Die Aerodynamik

Ein weiteres Problem liegt in der Frage, ob der „Buckel“, den der Airbag macht, nicht auch aerodynamische Veränderungen mit sich bringt. Kjetil Jansrud, heuer schon dreifacher Saisonsieger, sieht das locker: „Wir haben es getestet. Manche sind im Windkanal aerodynamischer, wenn sie einen Buckel haben, manche, wenn sie flacher sind.“ Für ihn ist klar, dass letztlich die Sicherheit siegen wird: „Aber es ist noch einiges an Entwicklungsarbeit zu tun. Denn das Risiko liegt, wie immer bei der FIS, beim Läufer. Sie werden allen freistellen, ihn zu verwenden, aber keine Garantie geben, dass er immer funktioniert.“

Das ist laut Entwickler Dainese kein Problem: Der Algorithmus, der aus den Daten, die er bekommt, ermittelt, wann der Airbag auslöst, ist so ausgereift, dass es praktisch keine Fehlauslösungen gibt, auch wenn das im Skisport nicht so leicht ist, wie etwa im Motorradsport, wo das System höchst effizient zum Einsatz kommt. Stürze wird es trotzdem weiter geben. Aber man hofft, dass sie glimpflicher ausgehen.

MICHAEL SCHUEN, SANKT CHRISTINA