Dem Land Würde zurückgeben

Andrea Krassnig, Coach: Die politische Lage in Kärnten sehe ich dramatisch, weil das Vertrauen in die handelnden Personen völlig verloren gegangen ist. Die Korruptionsstaatsanwaltschaft klopft nach und nach an die Türen (fast) aller Parteien. Das Lügen und raue Umgangsformen sind Alltag geworden. Mir graust! Wir brauchen rasch eine Regierung, die uns die Chance gibt, dass wir wieder vertrauen können. Die Parteien sind gefordert, neue Teams aufzustellen. Die Wählerinnen und Wähler haben ebenso ihre Verantwortung wahrzunehmen: Zur Wahl gehen und jene Partei wählen, die Kärnten das zurück- gibt, was jetzt mit Füßen getreten wird: die Würde. Gefordert sind auch die Medien: Ich wünsche mir eine Sprache in der Berichterstattung, die sich von den Angeklagten und der Mehrheit der Regierungsmitglieder positiv unterscheidet.

Wir haben die Chance für einen Neustart. Nutzen wir sie!

Reden sollen Taten folgen

Manfred Sauer, Superintendent: Ich bin erschüttert über die aktuellen Ereignisse, die in dem Land passieren. Meine Hoffnung ist, dass die Dinge zu einem Läuterungsprozess führen. Entscheidend ist, dass die Verantwortungsträger versuchen, wieder Vertrauen in der Bevölkerung zu gewinnen. Das passiert dann, wenn den schönen Reden auch Taten folgen. Das hat man in der Vergangenheit schwer vermisst. Neuwahlen sind wichtig, sie haben aber nur dann einen Sinn, wenn die Verfahren abgeschlossen sind und die Bevölkerung weiß, wer noch in die Dinge verwickelt ist.

Wie ein reinigendes Gewitter

Hannes Jagerhofer, Eventspezialist: Nach dem Aufstellen der Ortstafeln herrschte fast so etwas wie Euphorie, jetzt haben wir wieder eine kräftige Watschn abbekommen. Mein großer Traum war ja die Alpe-Adria-Region und Kärnten war vor einem Jahr auf dem besten Weg dorthin. Ich will jetzt nicht gescheiter sein als die anderen. Das Hauptziel wird jetzt sein, die Festplatte zu löschen und auf den Reset-Knopf zu drücken. Es kommt vor allem darauf an, den Menschen glaubwürdig und ehrlich zu vermitteln, dass man einen neuen Weg wagt. Wenn man alle Karten auf den Tisch legt, hat man die große Chance, neu durchzustarten. Das könnte wie ein reinigendes Gewitter wirken. Ich habe die Hoffnung, dass danach etwas Gutes herauskommt. Nach dem Glykolskandal produziert Österreich jetzt auch die besten Weine der Welt. Ob es Neuwahlen geben soll, kann ich aus der Ferne nicht beurteilen.

Neue Köpfe, neue Ideen

Marjan Sturm, Obmann des Zentralverbandes der Slowenen: Um Kärnten aus der verfahrenen Situation herauszuführen, ist ein ernsthafter Neubeginn notwendig, kosmetische Korrekturen sind zu wenig. Ich wünsche mir Neuwahlen, aber auch ein glaubwürdiges Modell der Modernisierung mit neuen Köpfen, neuen Qualitäten und neuen Ideen. Dazu gehört auch, dass sich die Bevölkerung, die Zivilgesellschaft, aktiver in die Politik einmischt. Lethargie und Duckmäusertum haben auch zu den aktuellen Verhältnissen beigetragen. Kärnten, das ist: du und ich! Meine Tochter lebt in Wien. Sie vermeidet es, davon zu sprechen, dass sie aus Kärnten kommt. Ihr Land ist zur Lachnummer geworden. Jetzt muss ein Präventionssystem entwickelt werden, um das in Zukunft zu verhindern.

Landes-, nicht Parteipolitik

Andreas Breschan, Steuerberater: Die Außenwirkung Kärntens ist nicht gerade positiv. Neuwahlen sind daher unumgänglich, um die Vergangenheit abzuschütteln und einen Neustart zu wagen, was mit einer Erneuerung der Politik einhergehen müsste. Vor allem aber muss in Zukunft Landes- und nicht Parteipolitik gemacht werden. Die Menschen haben die Nabelschau der Politik satt. Eine starke Regierung müsste wieder bessere Bedingungen für die Wirtschaft schaffen, der es ohnehin nicht rosig geht, dem Land wieder Impulse und Selbstachtung vermitteln.

Trotzdem lebensfroh

Reinhart Eberhart, Ideenfabrikant: Könnten wir in die Zukunft sehen, wir würden einiges anders machen. Im Moment ist öffentlichkeitswirksam nicht viel da, womit wir uns brüsten und worüber wir uns freuen können. Abseits der Politik ist das Leben wegen der Krise schwierig, aber was ist nicht schwierig? Wir Kärntner sind lebensfroh und werden auch dieses dunkle Kapitel der Gegenwartsgeschichte bewältigen. Ob Neuwahlen oder nicht? Wem die Lügen- märchen und das Tatsachenverdrehen nicht mehr passt, der gibt sein Kreuzerl woanders hin. Auf zur Neuwahl!

Alle müssen handeln

Claudia Mischensky, IV Kärnten: Kärnten hat ein Imageproblem. Vor dem Hintergrund der politischen Ereignisse ist es noch schlimmer geworden. Damit wir den Blick wieder nach vorne richten können, muss eine lückenlose Aufklärung eine neue Basis ermöglichen. Dann muss eine klare Strategie der Neupositionierung folgen, damit wieder Vertrauen in den Standort und stabile Rahmenbedingungen hergestellt werden können. Das wird Thema aller handelnden Personen sein, Handlungsbedarf besteht für alle politischen Kräfte. Neuwahlen sind Grundvoraussetzung.

Viel Arbeit steht bevor

Johann Lintner, Direktor der Gebietskrankenkasse Kärnten: Die Lage in Kärnten ist für den Wirtschaftsstandort katastrophal. Das können wir an unseren Budgetzahlen sehen: Die Zahl der Versicherten stagniert, die Jugend wandert ab. Deshalb haben wir ein schlechtes Beitragsaufkommen, das uns zum Schlusslicht in Österreich macht. Außerhalb Kärntens werde ich auf die bekannten Korruptionsfälle angesprochen und merke dabei, welch schlechtes Image Kärnten anhaftet. Gerade bei den aktuellen Ausgleichsverhandlungen, die wir gerade auf Bundesebene führen, werde ich oft mit dem Negativimage konfrontiert. Das macht natürlich nichts leichter und ist ein verheerender Schaden für das Land. Bei baldigen Neuwahlen muss es zu einer tief greifenden politischen Säuberung kommen. Das braucht Kärnten jetzt. Das bedeutet viel Arbeit, Konsequenz und Durchhaltevermögen und ist gerade in Kärnten bestimmt nicht leicht.