Große Sprünge in der Wirtschaftsentwicklung sind in Österreich bis Jahresende nicht zu erwarten, erklären das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) und das Institut für Höhere Studien (IHS) in ihrer jüngsten Konjunkturprognose. 2011 wurde ein Wachstum im Bruttoinlandsprodukt (BIP) von noch beachtlichen drei Prozent verzeichnet, heuer wird mit mageren 0,6 (Wifo) und 0,8 (IHS) Prozent gerechnet. Im kommenden Jahr soll sich die Wirtschaftsleistung auf 1,3 bzw. 1,7 Prozent verdoppeln.

Die Prognosen sind freilich von vielen Unsicherheitsfaktoren geprägt. Das Wifo unterlegt seine Schätzung mit der Beifügung, sie sei "an sehr zuversichtliche Bedingungen hinsichtlich der Lösung der anstehenden Probleme gebunden". In diesen Worten steckt auch das Risiko einer Verschlechterung der Werte.

Das IHS, von der Einschätzung her traditionell etwas optimistischer als das Wifo, sieht Österreichs Wirtschaft trotz der Euro-Krise als robust an, wenngleich eine Verschärfung der Staatsschuldenkrise in der EU gegenwärtig das größte Risiko in der Prognose darstelle. Damit die Schuldenkrise besser bewältigt werden kann, plädiert Wifo-Chef Karl Aiginger für den Ausbau des Euro-Rettungsschirms auf unbegrenzte Höhe. IHS-Chef Christian Keuschnigg sagte im Interview mit der Kleinen Zeitung, eine Verdoppelung des Volumens von den vorgesehenen 500 auf 1000 Milliarden Euro "wäre gut".

Zurückhaltend

Auch bei der Finanztransaktionssteuer sind Aiginger und Keuschnigg verschiedener Ansicht. Für Keuschnigg löse sich nicht das Grundproblem, dass die Banken zu instabil seien, Aiginger äußert sich positiv.

Bei den Exporten könnte die dynamische Entwicklung kurzzeitig aussetzen, was zu einer Stagnation in der Wirtschaft führen könne, meinen Wifo und IHS. Anzeichen dafür seien zurückhaltende Investitionen der Unternehmen, die heuer auf dem Niveau des Jahres 2000 stünden, meint Aiginger. "Sehr gut aufgestellt" sieht Keuschnigg die Betriebe, die daher besser an der internationalen Konjunktur partizipieren könnten. Dass es dadurch zu einer Verbesserung der Lage am Arbeitsmarkt kommt, schließen IHS und Wifo aber aus. Im Vorjahr lag die Arbeitslosenrate bei 6,7 Prozent, heuer werden zumindest sieben Prozent erwartet, 2013 sogar 7,4 Prozent.

Als treibende Kraft in der Konjunktur wird der private Konsum gesehen, der heuer und im nächsten Jahr um rund ein Prozent zulegen soll. Dazu beitragen könnte eine wegen sinkender Rohstoffpreise niedrigere Inflation.

Die Verbilligung der Ölpreise sorgte für den stärksten Rückgang der Einkaufspreise seit drei Jahren, so eine Studie der Bank Austria. Damit würden sich positive Impulse für die Ertragssituation in der heimischen Industrie ergeben. Diese sei im europäischen Vergleich zwar noch immer gut unterwegs, dennoch rechnen die Ökonomen über den Sommer "bestenfalls" mit einer stabilen Produktionsleistung, die Wachstumsaussichten bleiben gedämpft. Überdurchschnittliches Wachstum dürfte hingegen der Bereich Maschinenbau abliefern.