Nach dem Massaker an mehr als 100 Zivilisten in der syrischen Stadt Al-Hula ist der Syrien-Sondergesandte Kofi Annan am Dienstag mit dem syrischen Staatschef Bashar al-Assad in Damaskus zusammengekommen. "Präsident Assad hat den UNO-Gesandten Kofi Annan empfangen", berichtete die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana. Dabei will der frühere UNO-Generalsekretär erneut für seinen Friedensplan werben. Während seines Aufenthalts in der syrischen Hauptstadt will Annan auch Vertreter von Opposition und Zivilgesellschaft treffen. Es ist Annans zweiter Besuch in Syrien seit seiner Ernennung zum Sondergesandten von UNO und Arabischer Liga vor drei Monaten. Diplomaten in der Region nannten die Visite Annans "entscheidend" für die Friedensinitiative. Die syrische Opposition und viele Experten sehen den Plan, der eine Waffenruhe beinhaltet, schon jetzt als gescheitert an.

Nach seinem Eintreffen in Syrien am Montag hatte Annan das Massaker als "schockierendes Ereignis mit schweren Folgen" bezeichnet. Bei einem Angriff auf eine Siedlung bei Al-Hula in der Provinz Homs waren am vergangenen Freitag mehr als 110 Menschen getötet worden, etwa ein Drittel davon Kinder. Die internationale Gemeinschaft verurteilte die Bluttat scharf und wies dem Assad-Regime eine Mitverantwortung zu. Die Führung in Damaskus wies jedoch jede Schuld von sich und machte "terroristischen Banden" dafür verantwortlich.

Schlimmste Gräueltat

Das Massaker von Al-Hula war die schlimmste Gräueltat an einem Ort seit dem Ausbruch der Proteste gegen das Assad-Regime vor fast 15 Monaten. Auch am Montag berichteten syrische Aktivisten von neuen Bluttaten. Bei einem Angriff der Regierungstruppen auf Wohnviertel in der Stadt Hama seien 34 Menschen umgekommen, unter ihnen sieben Kinder und Jugendliche. Landesweit seien von Samstag bis Montag 108 Menschen getötet worden, meldeten Aktivisten. Eine unabhängige Überprüfung der Angaben ist nicht möglich.

Die syrische Opposition forderte den Weltsicherheitsrat auf, seine Verantwortung zum Schutz des syrischen Volkes zu übernehmen. Eine entsprechende Erklärung veröffentlichten drei Gruppen der syrischen Opposition am Montag nach einem Treffen in Bulgarien, wie das Außenministerium in Sofia mitteilte.

Frankreich und Großbritannien vereinbarten die Einberufung einer Syrien-Konferenz. Das gab der Elyseepalast bekannt. Ein konkretes Datum für die "Konferenz der Freunde des syrischen Volkes" gab es zunächst nicht. Der britische Premierminister David Cameron und der neue französische Präsident Francois Hollande betonten, sie wollten den Druck der internationalen Gemeinschaft auf Assad verstärken. Auch US-Außenministerin Hillary Clinton forderte die internationale Gemeinschaft auf, den Druck auf Assad und "seine Spießgesellen" zu erhöhen.