Rund 2.000 Menschen haben in der Nacht auf Dienstag in der ägyptischen Hauptstadt Kairo gegen das Ergebnis der ersten Runde der Präsidentenwahl protestiert. Auf dem symbolträchtigen Tahrir-Platz im Zentrum Kairos riefen die Demonstranten: "Das Volk will das Regime zum zweiten Mal stürzen!"

Am späten Montagabend griffen Unbekannte die Wahlkampfzentrale des Präsidentschaftskandidaten Ahmed Shafik an und setzten ein Nebengebäude des Büros in Flammen. Wenige Stunden zuvor hatte die Wahlkommission das Ergebnis des Urnenganges vom 23. und 24. Mai verkündet. Demnach werden der Islamist Mohammed Mursi und der Ex-Regime-Mann Shafik in der Stichwahl am 16. und 17. Juni um das höchste Staatsamt kämpfen.

Proteste in mehreren Städten

Unterdessen gab es Proteste auf dem zentralen Tahrir-Platz, bei denen auch Steine flogen. Etwa 2.000 Demonstranten versammelten sich zu einem Marsch. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit in Zivil gekleideten, nicht weiter identifizierten Einzelpersonen. Ähnliche Proteste wurden aus Alexandria, Port Said, Ismailia und Suez gemeldet.

Dem früheren Luftwaffenchef Shafik wird von Kritikern vorgeworfen, dem seit Mubaraks Sturz herrschenden Militärrat zu nahe zu stehen. Seinen Wahlkampf führte er vor allem mit dem Versprechen, das Land zu der Stabilität zurückzuführen, die von vielen Ägyptern seit dem Sturz Mubaraks vermisst wird. Der fast 30 Jahre herrschende autoritäre Präsident war im Februar 2011 durch einen Volksaufstand gestürzt worden.

Nach der Stichwahl am 16. und 17. Juni soll der endgültige Sieger am 21. Juni feststehen. Danach will der seit Mubaraks Sturz regierende Militärrat die Macht abgeben. Hinter den Kulissen dürfte das mächtige Militär aber weiterhin eine wichtige Rolle spielen.