Die beiden anderen Mitglieder sind der südafrikanische Jurist Justice Moloto und der Berliner Ex-Staatsanwalt und Experte für Vollzugsanstalten Christoph Flügge.

Orie gehört seit November 2001 zu den ständigen Richtern des UNO-Tribunals für Ex-Jugoslawien (ICTY). Der 1947 in Groningen geborene Orie studierte Rechtswissenschaft an der Universität Leiden. Von 1971 bis 1980 war er dort auch als Dozent für Strafrecht tätig. Zwischen 1980 und 1997 war Orie beim Obersten Gerichtshof der Niederlande in Den Haag als Anwalt zugelassen. Auch seine erste Tätigkeit am UNO-Tribunal war zwischen 1995 und 1997 jene eines Pflichtverteidigers. Nach anschließenden vier Jahren als Richter beim Obersten Gericht der Niederlande kehrte Orie als Richter an das ICTY zurück.

Viele wichtige Prozesse geleitet

Orie leitete seitdem Prozesse gegen eine ganze Reihe von Politikern, Polizisten und Offizieren. Der einstige bosnisch-serbische Parlamentspräsident Momcilo Krajisnik wurde von einem Senat unter seiner Führung zu 27 Jahren Haft verurteilt. Die Haftstrafe wurde später auf 20 Jahre gesenkt.

Stanislav Galic, einem der Generäle Mladics, sprach Orie eine 20-jährige Haftstrafe für den Dauerbeschuss von Sarajevo aus. Ein Berufungssenat in anderer Zusammensetzung setzte diese Strafe auf lebenslänglich hinauf. Ein Senat unter Orie verurteilte vor einem Jahr auch den kroatischen General Ante Gotovina zu 24 Jahren Haft. Das Berufungsverfahren in diesem Fall ist noch im Gang.

Orie steht derzeit auch an der Spitze eines Richtersenats, vor dem sich der einst mächtige serbische Geheimdienstchef Jovica Stanisic und sein Stellvertreter Franko Simatovic zu verantworten haben. Sie riefen die berüchtigten serbischen Milizeinheiten "Rote Barette" ins Leben, die nach dem Bosnien-Krieg zu einer serbischen Sonderpolizei-Einheit wurden, und in die Ermordung des serbischen Ministerpräsidenten Zoran Djindjic im Jahr 2003 verwickelt waren.