Ein Hitler-Vergleich im Parlament sorgt in Polen für Aufregung. Während der abschließenden Abstimmung über die Pensionsreform am Freitag hatte Oppositionsführer Jaroslaw Kaczynski erklärt, durch die Politik von Ministerpräsident Tusk habe die Gesellschaft ein "ein Niveau erreicht, das sich Hitler für Polen erträumte".

Die politische Kultur sei "in der Gosse angekommen", kommentierte am Montag der Chefredakteur des Politmagazins "Newsweek Polska", Bogdan Lis, die Vorgänge. Für den ersten Eklat im Saal sorgte der Zwischenruf eines nicht identifizierten Abgeordneten.

Während Ex-Premier Kaczynski von der rechtskonservativen Partei "Recht und Gerechtigkeit" dementierte, sein verstorbener Zwillingsbruder, Ex-Präsident Lech Kaczynski, sei für ein höheres Pensionsalter gewesen, hörte er die Worte "Ruf ihn doch an" - in Anspielung an die täglichen Telefonate zwischen den Politiker-Geschwistern früher. Obwohl unklar ist, wer sie aussprach, machte Jaroslaw Kaczynski Regierungschef Tusk für diese "unvorstellbare Grobheit" verantwortlich. Tusk erklärte später seinerseits gegenüber Journalisten, Kaczynskis Hitler-Vergleich sei "eine Schande".

Die Situation im Sejm war auch deshalb angespannt, weil Mitglieder der Gewerkschaft "Solidarnosc" das Gebäude abriegelten, um gegen die schrittweise Anhebung des Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre, die von der Kammer beschlossen wurde, zu protestieren. Wie der Radiosender RMF FM am Montag berichtete, sei dabei ein Abgeordneter von Tusks rechtsliberaler "Bürgerplattform", Pawel Suski, mit einem Stock geschlagen worden, als er die Blockade passieren wollte. Die Staatsanwaltschaft ermittle bereits, hieß es.