Staatspräsident Karolos Papoulias wollte am Montagabend noch einmal versuchen, das Unmögliche zu schaffen und die Politiker zur Regierungsbildung zu bewegen, bevor das Land in ihren Händen explodiert.

Papoulias zeigte allen Parteivorsitzenden einen inoffiziellen Bericht der noch amtierenden Regierung unter dem Finanzexperten Lucas Papademos. Darin steht unter anderem der Satz: "Es gibt keine Zeit mehr", berichteten übereinstimmend griechische Medien am Montag. Das Land habe nur noch bis spätestens Ende Juni Geld.

"Wir können nicht mehr sparen"

Eigentlich sind die meisten Parteien für den Verbleib Griechenlands in der Eurozone. Auch 75 Prozent der Bevölkerung sprechen sich dafür aus. Gleichzeitig ist sich aber die griechische Gesellschaft einig: "Wir können nicht mehr sparen". Fast 22 Prozent der Griechen sind arbeitslos. Jeder zweite junge Mensch hat keine Arbeit. Ganze Stadtviertel in Athen verelenden.

Daraus entspringt der Wunsch aller Kräfte zu versuchen, das harte Sparprogramm zu lockern. Dies geht aber nicht ohne Zustimmung der Geldgeber. Und da beginnt ein großes griechisches Problem: Statt sich auch nur für kurze Zeit zu vereinen, um das Land aus der Krise zu führen, feilschen die Politiker.

Staatspräsident Papoulias steht vor einer leichten und einer unlösbaren Aufgabe zugleich. Die leichte: Bei der Bildung einer Regierung können die Kommunisten und die Faschisten gleich von der Liste gestrichen werden. Die Kommunisten wollen nicht kooperieren. Mit den Faschisten will niemand zusammenarbeiten. Es gibt noch die Unabhängigen Griechen. Diese stellen jedoch unerfüllbare Forderungen. Demnach soll Deutschland Reparationen für den Zweiten Weltkrieg zahlen.

Die härteste Nuss: der junge Senkrechtstarter Alexis Tsipras. Der 37 Jahre alte Vorsitzende des Bündnisses der Radikalen Linken (SYRIZA) hält den Schlüssel für ein Ende der Regierungskrise in der Hand. Ohne seine Partei, die zweitstärkste Kraft im Parlament, kann es keine tragfähige Regierung geben, die vor allem das Vertrauen der Mehrheit des Volkes genießt.

Rein rechnerisch könnten die Konservativen, die Sozialisten, die Radikallinken und die kleine Partei der Demokratischen Linken eine Mehrheit von 168 der 300 Abgeordneten im Parlament zusammenbekommen. Doch ohne das Bündnis der Radikalen Linken würde eine Regierung binnen weniger Wochen durch Streiks und Proteste gestürzt werden. Die Radikallinken befinden sich wegen der Unzufriedenheit Hunderttausender Menschen im Aufwind. Im Fall von Neuwahlen könnten sie stärkste Partei werden.

Die Radikallinken sind ein buntes Bündnis aus zwölf Parteien, unter ihnen Eurokommunisten, Antistalinisten, ehemalige Maoisten, Verehrer der deutschen Kommunistin Rosa Luxemburg. Das Bündnis sagt, sein Auftrag sei, das Sparprogramm zu stoppen und rückgängig zu machen.

Die Radikale Linke wendet sich beispielsweise mit Erfolg an die ehemals privilegierten Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes. 150.000 sollen ihren Arbeitsplatz verlieren. Da geht jeder dorthin, wo ihm versprochen wird, das Sparprogramm mit den Entlassungen soll nicht umgesetzt werden. Auch Hunderttausende Arbeitslose haben Radikallinke oder Faschisten gewählt.

Drei andere Parteien - die Konservativen, Sozialisten und die Demokratische Linke - versuchen, den Radikallinken zu erklären, dass man in Europa nicht einfach seinen eigenen Weg geht und Vereinbartes einseitig aufkündigt. "Das Spiel findet in Brüssel statt. Nicht im Wahlkampf in Griechenland", sagt der Sozialistenführer Evangelos Venizelos.

Der Parteichef der Radikallinken, Alexis Tsipras, wirft den anderen Parteien vor, sie suchen nach einem "linken Alibi" um eigentlich das Sparprogramm mit einigen kosmetischen Verbesserungen in die Tat umzusetzen.