Er ist wieder toll in Fahrt. Schon um halb neun Uhr früh wieselt Niederösterreichs Landeshauptmann und ÖVP-Chef Erwin Pröll mit hochrotem Kopf am 44. Parteitag herum, der in der Industriehalle von Kollwig-Holz in Böheimkirchen stattfindet. An die 800 Parteigänger sind zur Wiederwahl Prölls angereist, der seit 20 Jahren oberster Schwarzer im Land mit der stärksten ÖVP-Landesorganisation (Wählerzuspruch: 52,4 Prozent) ist und dort fast widerspruchslos den Ton vorgibt. Das ermuntert ihn auch, regelmäßig Zuchtmeister der Bundesregierung zu spielen, ohne den auch in der Bundes-ÖVP nichts geht. Dieser Rolle macht er auch beim barock inszenierten Parteitag, bei dem ihm wie einem echten Landesfürsten mit minutenlangem, stehenden Applaus vor und nach seiner Wahl gehuldigt wird, wieder alle Ehre.

In der gut einstündigen Rede vor seiner Wiederwahl zieht er alle Register. "Das war wieder gewaltig", raunen sich denn auch später ÖVPler zu, die Pröll gehört haben, wie er leibt und lebt.

"Also zum Thema Bund und Länder, was da immer in den Medien steht", wolle er nur so viel sagen: Es gäbe einen Reformbedarf in Österreich, den wollten viele für einen Zentralstaat nutzen. "Das ist ein schleichender Verfassungsputsch", tönt Pröll. "Wer das will, soll das ehrlich sagen und eine Volksabstimmung fordern". Niederösterreich werde geschlossen dagegen sein, prophezeit der Landeshauptmann.

Kampflust zeigt er sich auch bei "Schule und Bildung". Dort steuere Unterrichtsministerin Claudia Schmied "einen beinharten linken Weg". Sie wolle "Einheitsbrei statt Talentschmiede". Drohend reimt Pröll: "Den Weg gehen wir nicht mit, Frau Schmied". Applaus, Gelächter, Pröll senkt den Ton, wird ernst, bedankt sich erneut beim Gastredner, ÖVP-Chef Michael Spindelegger ("Du kannst auf mich setzen") für dessen Mühe um mehr Transparenz und donnert: Er wehre sich strikt gegen jede "Kriminalisierung" der Politik. "Doch wer gestohlen hat, gehört eingesperrt, und zwar sofort".

Schließlich geht es um Landespolitik und die im März 2013 fälligen Landtagswahlen. Pröll will erneut klare Mehrheiten, "keine Blockierer im Land", ruft immer wieder zu Geschlossenheit auf. Schließlich wird er von 98 Prozent gewählt, wie 2009. Sein Rekord (2004) lag bei 98,4 Prozent.