Von den 69 Morden des Rechtsradikalen Anders Behring Breivik auf der norwegischen Insel Utoya wird im Osloer Gerichtssaal seit Freitag jeder einzelne in allen grausamen Einzelheiten behandelt. Knapp drei Wochen nach Eröffnung des Verfahrens begann die Staatsanwaltschaft mit der detaillierten Schilderung von Schusswunden und anderen Verletzungen von Breiviks Opfern.

Die meisten seien mit jeweils drei Schüssen vom Attentäter getroffen worden, berichteten Rechtsmediziner im Zeugenstand. Dabei habe Breivik 25 seiner 69 meist jugendlichen Opfer ausschließlich in Kopf oder Nacken getroffen.

Nach der Verlesung von Obduktionsberichten über einzelne Opfer mit oft schrecklichen Details lasen Anwälte der als Nebenkläger beteiligten Hinterbliebenen Gedenkworte an die Toten vor. Der für Hinterbliebene und Überlebende als besonders schwer geltende Teil des Verfahrens zum Utoya-Massaker soll in der gesamten nächsten Woche fortgesetzt werden.

Breivik hatte am 22. Juli vergangenen Jahres erst eine Bombe im Osloer Zentrum detonieren lassen, durch die acht Menschen starben. Danach fuhr er als Polizist verkleidet zum Sommerlager der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF auf Utoya und tötete in gut einer Stunde 69 fast durchweg jugendliche Teilnehmer, ehe er sich der Polizei ergab.

Er begründet sein beispielloses Verbrechen als "notwendig" beim Kampf gegen Zuwanderung aus der islamischen Welt und gegen die sozialdemokratischen Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft. Als wichtigste Frage für das im Juli erwartete Urteil gilt die Haltung des Gerichts zur Zurechnungsfähigkeit des 33-jährigen Attentäters.