Wenige Tage vor der Stichwahl in Frankreich haben sich die Hoffnungen des konservativen Präsidenten Sarkozy zerschlagen, dass die Rechtsextreme Marine Le Pen zu einem Votum für ihn aufrufen könnte. Le Pen, die in der ersten Wahlrunde fast 18 Prozent erreicht hatte, rief ihre Wähler am Dienstag indirekt zur Abgabe eines "weißen Stimmzettels", also zu einem Protestvotum gegen beide Kandidaten, auf.

Vor mehreren tausend Anhängern sagte die Parteichefin der rechtsextremen Front National (FN) in Paris, dass ihre Wähler bei der Abstimmung am Sonntag "frei" und nur ihrem "Gewissen" verpflichtet seien. Sie selbst werde aber einen "weißen" Stimmzettel als Zeichen des Protests gegen beide Kandidaten abgeben.

Weder Sarkozy noch der Sozialist Francois Hollande hätten Vertrauen oder Mandat verdient. Beide würden ihre Versprechen nicht halten und das Volk verraten, beide stünden für "falsche Hoffnung" und "neue Enttäuschung". Unter dem Jubel ihrer Anhänger rief sie aus: "Am Sonntag werde ich weiß wählen."

Die FN-Kandidatin Le Pen hatte in der ersten Wahlrunde am 22. April überraschend stark abgeschnitten und mit 17,9 Prozent der Stimmen das bisher beste Ergebnis für ihre Partei erzielt. Um ihre Wähler bemüht sich nun vor allem Sarkozy, der in allen Umfragen für die Stichwahl am 6. Mai deutlich hinter dem Sozialisten Hollande liegt.

Für einen Sieg müsste der Präsident mindestens 70 Prozent der FN-Anhänger auf seine Seite ziehen. Der Präsident hatte bereits vor der ersten Runde mit Themen wie der Kontrolle der Einwanderung versucht, die Wähler am rechten Rand anzusprechen.