Eine Demonstration der ägyptischen Islamistenparteien gegen die Allmacht des Militärs ist am Freitag zum Flop geworden. Zu der angekündigten "Millionenkundgebung" auf dem Tahrir-Platz in Kairo erschienen nur einige Tausend Menschen. Unter den Demonstranten waren viele Männer mit langen Bärten und Frauen mit Gesichtsschleier. Einige der Demonstranten schwenkten den Koran und riefen: "Wir wollen das Gesetz Gottes." Offiziell stand die Protestkundgebung unter dem Motto "Rettung der Revolution".

Kritik an der Machtsicherung

Alle liberalen Revolutionsgruppen und Parteien blieben der von den Muslimbrüdern und den Salafisten organisierten Kundgebung fern. Sie warfen den Islamisten vor, ihnen gehe es nur darum, ihre eigene Macht zu sichern. Die Muslimbrüder und die radikalislamischen Salafisten kritisieren, dass die Wahlkommission die Präsidentschaftskandidatur von Ahmed Shafik akzeptiert hat. Präsident Hosni Mubarak hatte Shafik kurz vor seiner Entmachtung im Februar 2011 zum Regierungschef ernannt.

Die Ägypter sollen am 23. und 24. Mai einen neuen Präsidenten wählen. Insgesamt 13 Kandidaten wurden von der Wahlkommission zugelassen. Ende Juni soll sich das Militär, das nach Mubaraks Abgang die Kontrolle übernommen hatte, aus der Politik zurückziehen. Die Partei der Muslimbrüder war bei der ersten Parlamentswahl ohne Mubarak zur stärksten Fraktion im Parlament geworden. Den zweiten Platz belegten damals die Salafisten. Allerdings ist ihre Popularität nach Einschätzung ägyptischer Beobachter in den vergangenen Monaten stark gesunken. Unter den 13 Präsidentschaftskandidaten sind mehrere Islamisten, von denen es wahrscheinlich einer bis in die Stichwahl im Juni schaffen wird.