In Brasilien hat das Abgeordnetenhaus den Weg für eine Aufweichung des Waldschutzes freigemacht. Die Parlamentarier stellten sich damit demonstrativ gegen die Regierung von Präsidentin Rousseff. Damit erlitt Rousseff zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres eine schwere Schlappe im Unterhaus, da ihre Parteienkoalition ihrem Kurs nicht folgte.

"Das ist der Anfang vom Ende des Waldes", urteilte die Umweltschutzorganisation Greenpeace in einer ersten Reaktion. Greenpeace kritisierte den Beschluss in einer Stellungnahme heftig. "Der beschlossene Text gewährt eine totale und unbegrenzte Amnestie für die, die zu viel abholzten, ..., und öffnet zudem eine Bresche für mehr Rodungen in Brasilien." Aus Sicht der Befürworter bringt die Novelle dagegen Rechtssicherheit für die Mehrheit der Landwirte und bessere Bedingungen für die Agrarproduktion.

Die Waldzerstörung wird in Brasilien für nahezu zwei Drittel der klimaschädlichen CO2-Emissionen verantwortlich gemacht. Von August 2010 bis Juli 2011 wurden nach offiziellen Angaben etwa 6.238 Quadratkilometer Regenwald zerstört, elf Prozent weniger als im Vergleich zum Zeitraum 2009/2010. Brasilien will seine CO2-Emissionen bis 2020 drastisch reduzieren und die Waldabholzung dazu um 80 Prozent verringern.

Der Entwurf wurde nach einer mehr als achtstündigen Debatte mit 274 Ja-Stimmen angenommen. 184 Abgeordnete stimmen dagegen, zwei enthielten sich. Das seit Monaten heftig diskutierte Gesetz geht nun zur Unterschrift an Rousseff. Allerdings drohte sie mit einem Veto für den Fall von Amnestieregelungen.