Zum neunten Mal seit der Gründung der Fünften Republik im Jahr 1958 und der Einführung der Volkswahl des Präsidenten 1962 sind die Franzosen am Sonntag aufgerufen, ihr Staatsoberhaupt unmittelbar zu küren. Noch nie hat in der Vergangenheit ein Kandidat im ersten Wahlgang die erforderliche absolute Mehrheit der Stimmen erhalten. Die Stichwahl zwischen den beiden stimmenstärksten Bewerbern findet nach den Bestimmungen der Verfassung zwei Wochen später statt. Im Jahr 2000 wurde die Amtszeit des Präsidenten per Referendum von sieben auf fünf Jahre verkürzt.

Gerechnet wird allgemein mit einem Duell zwischen dem konservativen Amtsinhaber Nicolas Sarkozy und seinem sozialistischen Herausforderer Francois Hollande im zweiten Durchgang. Mit drei Ausnahmen (1974, 1981 und 1995) gewann stets der Kandidat mit den meisten Stimmen im ersten Wahlgang auch die Stichwahl.

Sechs Präsidenten standen seit Bestehen der Fünften Republik an der Spitze Frankreichs: Nach General Charles de Gaulle, auf den das mit umfangreichen Vollmachten ausgestattete Amt zugeschnitten war, amtierten drei Exponenten seines politischen Lagers im Pariser Elysée-Palast: Georges Pompidou, Jacques Chirac und Nicolas Sarkozy, sowie ein Vertreter der nichtgaullistischen liberalen Rechten, Valéry Giscard d'Estaing, und ein Vertreter der Linken, der Sozialist Francois Mitterrand, der mit vollen 14 Jahren die längste Amtszeit absolvierte.

Als bisher einziger Präsident wurde Giscard d'Estaing abgewählt. Mitterrand und Chirac wurden nach ihrer ersten Amtsperiode wiedergewählt. Mitterrand war vor seiner Wahl zweimal erfolglos angetreten (1965 und 1974), ebenso Chirac (1981 und 1988). Sollte Sarkozy in der ersten Runde hinter Hollande landen, wäre dies das schlechteste Ergebnis, nachdem alle seine Amtsvorgänger, die sich um ein zweites Mandat bewarben (auch Giscard), zumindest im ersten Wahlgang die Mehrzahl der Stimmen erhielten.