Zwei Wochen nach Erscheinen des israelkritischen Gedichts von Günter Grass hat der israelische Regierungschef Netanyahu den deutschen Literaturnobelpreisträger erneut scharf angegriffen. Die Worte von Grass in dem Gedicht "Was gesagt werden muss" seien "ein absoluter Skandal", sagte Netanyahu der "Welt am Sonntag".

"Dass dies von einem deutschen Nobelpreisträger kommt und nicht etwa von einem Teenager einer Neonazi-Partei, macht es noch empörender". Grass offenbare in seinem Text einen "Zusammenbruch des moralischen Urteilsvermögens", sagte Netanyahu.

Grass habe "eine perfekte moralische Verdrehung geschaffen, in der der Aggressor zum Opfer wird und das Opfer zum Aggressor". "Wo die, die sich gegen die Drohung mit Auslöschung zu verteidigen suchen, zu einer Bedrohung des Weltfriedens werden. Und wo der Feuerwehrmann und nicht der Brandstifter zur wahren Gefahr wird", sagte Netanyahu.

Diejenigen, die mit dem übereinstimmen, was Grass über den jüdischen Staat sage, sollten sich die Frage stellen, ob sie nicht auch zur Zeit des Holocaust mit den Verleumdungen gegen Juden übereingestimmt hätten, sagte Netanyahu. "Das ist die Frage, die sich die Deutschen stellen müssen." Grass hatte in dem Gedicht unter anderem angeprangert, dass der Iran von einem atomaren Präventivschlag durch Israel bedroht sei, der das iranische Volk auslöschen könne.