Ministerpräsident Mario Monti fährt ein radikales Sparprogramm in Italien. Sehen Sie darin eine Gefahr für die Südtiroler Autonomie?

LUIS DURNWALDER: Nein, denn die ist vertraglich festgelegt, Österreich wacht als Schutzmacht darüber, dass die Inhalte des Paketes auch eingehalten werden.

Aber Monti will den Geldfluss nach Südtirol erheblich kürzen.

DURNWALDER: Das ja, aber er hat wohl die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Derzeit fließen 90 Prozent der Steuerleistung Südtirols in das Land zurück, Monti will diese Quote auf 60 Prozent kürzen.

Ist das okay für Südtirol?

DURNWALDER: Wir haben schon vor zwei Jahren auf eine halbe Milliarde Euro verzichtet. Nach Vorstellungen Roms sollen wir das wieder tun. Im Paket ist festgeschrieben, dass über solche Veränderungen mit Südtirol verhandelt werden muss. Das ist jedoch bisher noch nicht geschehen. Wir lassen uns den Sparkurs nicht aufzwingen, sind aber bereit, einen entsprechenden Beitrag zu leisten. Die Autonomie wird das aushalten.

In Österreich blickt man mit Bewunderung auf die blühende Wirtschaft in Südtirol. Verraten Sie uns das Geheimnis?

DURNWALDER: In den 60er-Jahren war Südtirol ein bettelarmes Land. Aber nach Abschluss des Paketes haben wir das Geld, das ins Land geflossen ist, nicht in dunkle Kanäle investiert, sondern in die kleinen und mittleren Unternehmen. Die haben dafür gesorgt, dass wir derzeit mit 2,9 Prozent die geringste Arbeitslosigkeit aller europäischen Regionen haben. Mit einem Bruttoregionalprodukt von 34.700 Euro liegen wir in der europäischen Rangliste zwischen Bayern und Baden-Württemberg.

Welche Gemeinsamkeiten sehen Sie zwischen Südtirol und Südösterreich?

LUIS DURNWALDER: Südtiroler, Steirer und Kärntner sind ein ähnlicher Menschenschlag, haben ein ähnliches Temperament und wissen, dass nur die Anstrengung zum Erfolg führt, dass einem nichts geschenkt wird. Außerdem haben alle drei Länder lange Zeit unter derselben Krone gelebt.

Gibt es ein äußeres Zeichen?

DURNWALDER: Die Symbolfigur für die Gemeinsamkeit ist Erzherzog Johann, der allen drei Regionen seinen Stempel aufgedrückt hat und heute in Südtirol begraben liegt.

Bestehen heute noch Dokumente seines Wirkens?

DURNWALDER: Das möchte ich meinen. Unter Johanns Ägide sind zahlreiche Obst- und Rebsorten nach Südtirol gekommen. Auch heute noch gibt es eine intensive Zusammenarbeit, was den Obst- und Weinbau betrifft.

INTERVIEW: R. BENEDIKT