Der deutsche Innenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) hat davor gewarnt, die Gefahr durch radikalislamische Salafisten zu unterschätzen. "Ich nehme das Thema Salafismus als Gefährdungspotenzial für den inneren Frieden in unserem Land außerordentlich ernst", sagte Friedrich der in Ulm erscheinenden "Südwest-Presse" vom Mittwoch. Derzeit sei von rund 4.000 Salafisten in Deutschland auszugehen. "Doch diese Zahl ist nicht entscheidend", sagte der Minister. "Was schwerer wiegt, ist ihre Entschlossenheit und Gefährlichkeit, mit der sie zu Werke gehen."

Salafisten sind Anhänger einer fundamentalistischen Strömung des Islam. Sie streben nach Erkenntnissen der Sicherheitsbehörden einen islamischen Gottesstaat an, der mit der westlichen Demokratie unvereinbar ist. In den vergangenen Wochen sorgten sie mit dem kostenlosen Verteilen von Koran-Exemplaren in deutschen Städten für Aufsehen.

Am Donnerstag spricht Friedrich auf der jährlichen Plenarsitzung der Deutschen Islamkonferenz in Berlin, auf der es am Rande auch um das Thema Salafismus gehen dürfte. Der offizielle Themenschwerpunkt des Treffens lautet "Geschlechtergerechtigkeit als gemeinsamen Wert leben".

Aus Protest gegen die Politik Friedrichs kündigte die Bochumer Islamwissenschaftlerin Amina Omerika unterdessen ihren Rückzug aus der Islamkonferenz an. "Unter Innenminister Friedrich erwarte ich keine Fortschritte mehr", sagte Omerika der Berliner "tageszeitung" (Donnerstagsausgabe). "Durch seine notorischen Ausfälle hat er gezeigt, wie wenig er sich eigentlich mit dem Thema auseinandersetzt."

Insbesondere kritisierte Omerika Friedrichs Umgang mit einer Studie über junge Migranten, aus welcher der Innenminister Belege für eine mangelnde Integrationsbereitschaft abgelesen hatte. Friedrich habe die Ergebnisse "verzerrt dargestellt", sagte Omerika.