Eine mediale Schublade zu verlassen ist nicht leicht. International war Jonatan Soriano lange Zeit der "Elfer-Trottel". Sogar die englische Qualitätszeitung "Guardian" verspottete den Salzburg-Stürmer. Grund: ein Elfmeter im August 2012, den Soriano zwölf Meter über das Tor geknallt hat.

Soriano aber ist der Schubladenwechsel geglückt. Im Vorjahr wurde er Schützenkönig in Österreich (31 Tore) und in der Europa League (8 Tore), bei beiden Titeln sieht es auch heuer wieder gut aus. In der Bundesliga hat er 17 Treffer, in Europa 5 auf der Habenseite. Auch heute in der Europa League bei Celtic Glasgow ist Soriano wieder Salzburgs Lebensversicherung. Darum wurde der mittlerweile 29-jährige Spanier auch unter die besten 40 Spieler Europas gereiht. Die UEFA hat ihn zur Wahl für das "UEFA-Team des Jahres" aufgestellt. Im Sturm neben so klingenden Namen wie Neymar, Lionel Messi, Cristiano Ronaldo oder Zlatan Ibrahimovic.

Unter all den Superstars sticht Soriano aber durch ein besonderes Merkmal heraus: Er ist der einzige aller 40 nominierten Spieler, die nicht im jeweiligen Nationalteam stehen. Mit zwei Ausnahmen: Philipp Lahm und Xabi Alonso haben ihre Teamkarriere selbst beendet.

Großen Durchbruch nicht geschafft

In Spanien ist die Konkurrenz zu groß, und eventuelle Einsätze für Österreich verhindern vier Spiele in Spaniens U21-Nationalmannschaft. Dabei durchlief Soriano in seiner Heimat alle Nachwuchs-Teams, wurde Torschützenkönig in der zweiten spanischen Liga, der große Durchbruch blieb ihm aber verwehrt. Und als es 2011 endlich so weit schien, dass er sich bei "Barca" mit Messi, Xavi und Iniesta ins Rampenlicht spielen könnte, krachte er beim bedeutungslosen Audi-Cup in München mit Bayerns Anatolij Timoschtschuk zusammen – Kreuzbandriss. Aus der Traum von der großen Bühne, von Champions League Triumphen und Einsätzen in Spaniens Nationalmannschaft.

Ein Jahr danach angelte sich Salzburg den Stürmer, den alle Experten für seine technische Brillanz und seine Schnelligkeit preisen. Sein ehemaliger Trainer Roger Schmidt machte ihn in Salzburg auch zum Kapitän. "Weil Johnny einer ist, dem ich hinterherlaufen würde", sagt Schmidt. Und weil Johnny auch einer ist, der seinem Beruf mit Demut und Leidenschaft begegnet. Als seine dritte Tochter zur Welt kam, spielte Salzburg gerade gegen den WAC. Direkt aus dem Kreißsaal rauschte Soriano zum Spiel, wurde eingewechselt und schoss drei Tore.