Es könnte spannender kaum sein. Eine Woche vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen prophezeien die Meinungsforscher ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Staatschef Nicolas Sarkozy und seinem sozialistischen Herausforderer François Hollande. Einige Institute sehen Sarkozy mit 28 Prozent der Stimmen auf Platz eins und Hollande mit 27 Prozent knapp dahinter. Andere verheißen dem Sozialisten den knappen Sieg gefolgt vom einen Prozentpunkt dahinter liegenden Rechtsbürgerlichen.

Sollten die Umfragen im Kern zutreffen und die Beiden als Beste von zehn Bewerbern der ersten Runde am 6. Mai zur Stichwahl antreten, wird es noch einmal spannend. Der einst so große Vorsprung des Sozialisten ist nach Auskunft der Demoskopen geschrumpft. Hollande 53 Prozent, Sarkozy 47 Prozent, das ist der bisher letzte Stand. Doch ein Drittel der Wähler ist noch ratlos. Die Unentschlossenheit rührt daher, dass weder der Amtsinhaber noch sein Herausforderer in wirtschaftlich schwerer Zeit zum Hoffnungsträger taugen. Die Bilanz des Präsidenten, der sich im Wahlkampf als tatkräftiger Krisenmanager und Anti-Terror-Kämpfer empfiehlt, ist düster. Der Mann, der den Franzosen zu Beginn seiner Amtszeit mehr Arbeit und mehr Geld versprochen hatte, hat mehr Arbeitslosigkeit und höhere Schulden gebracht.

Wirtschafts-, Euro- und Schuldenkrise haben auch in anderen Ländern Regierungsprogramme Makulatur werden lassen. Frankreichs Staatschef muss sich freilich vorhalten lassen, dass er die Gefahren steigender Staatsverschuldung spät erkannt, die Krise durch Steuersenkungen für Reiche und teure Konjunkturprogramme noch verschärft hat. Hollande wiederum hat den Verdacht, dass er nicht konfliktfest genug ist, um der Krise Paroli zu bieten, nie ganz ausräumen können. Mit seiner verbindlichen, versöhnlichen Art hebt er sich wohltuend vom hemdsärmelig bis rücksichtslos auftretenden Amtsinhaber ab. Aber von ein paar spektakulären Ankündigungen abgesehen wie etwa jener, Beträge oberhalb eines Jahreseinkommens von einer Million Euro zu 75 Prozent zu besteuern, zeigt der Herausforderer politisch wenig Profil.

Und so sucht ein Gutteil der Wähler nach Alternativen. Nutznießer sind zumal der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon und die Rechtspopulistin Marine Le Pen, die in der komplexen Krise simple Lösungen feilbieten und mit jeweils rund 15 Prozent der Stimmen die Plätze drei und vier belegen dürften.