Noch einmal hatte er die ganz große Bühne für sich, noch einmal konnte er sich vor laufenden Kameras der wichtigen Fernsehsender als bedeutender Politiker und Staatsmann präsentieren. Dann war die Show für den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum endgültig vorbei. Umringt von seinen Töchtern und seiner zu Tränen gerührten Frau Karen nahm der Ultrakonservative Abschied von seinen Ambitionen aufs Weiße Haus. "Wir haben über das Wochenende eine Entscheidung getroffen (...) dieses Präsidentschaftsrennen ist für mich vorbei."

Der 53-Jährige wusste, dass sein Ausstieg viel mehr bedeutet als die bloße Aufgabe eines Lebenstraums. Es war nach erster Einschätzung von Experten der entscheidende Schritt zur Rettung seiner politischen Karriere. Denn je länger das Vorwahlrennen der Republikaner dauerte, je mehr er sich weigerte, Platz für den Favoriten Mitt Romney zu machen, desto ungeduldiger zeigten sich die Parteioberen mit ihm. Ein prominenter Republikaner nach dem anderen stellte sich klar hinter Romney - doch Santorum beharrte zum Leidwesen der "Grand Old Party" (GOP) auf seinen Außenseiterchancen.

Was schließlich den Ausschlag für seine Aufgabe gab, war zunächst nicht bekannt. War es die Sorge um seine schwer kranke dreijährige Tochter Bella, die über Ostern mit einer lebensgefährlichen Infektion im Krankenhaus verbrachte? "Wir hatten ein schwieriges Wochenende", räumte er ein, das Ehepaar Santorum habe viel über die Verantwortung als Eltern nachgedacht. Doch auch politische Gründe haben sicher mitgespielt. Santorum drohte eine Niederlage bei den bevorstehenden Vorwahlen in Pennsylvania - seinem Heimatstaat. Von einer solchen Schmach hätte er sich laut Fachleuten kaum erholen können.

Klar ist, dass Santorum nun endgültig die Bühne freigemacht hat für Romney. Die weiteren Mitbewerber Ron Paul und Newt Gingrich sind zwar auch noch im Rennen, doch niemand gibt ihnen wirklich den Hauch einer Chance. Stattdessen konzentriert sich die politische Welt nun ganz auf das Duell des Amtsinhabers Barack Obama gegen Romney. Auf den Kampf des Demokraten, der am Dienstag in einer Wahlkampfrede seine Reichensteuer proklamierte, gegen den Multimillionär, der am selben Tag lauthals "die Fehler der letzten drei Jahre" anprangerte.

Die große Frage ist, wie Romney sich nun auf der ganz großen politischen Bühne schlagen wird. Das Wochenmagazin "Time" analysierte jüngst, er habe in dem seit Jänner bitterböse geführten Vorwahlkampf so viele Federn gelassen, dass er für Obamas Wahlkampfmaschine ein leichtes Opfer werden könnte. "Je mehr die Amerikaner von Mitt Romney sehen, desto weniger mögen sie ihn und desto weniger vertrauen sie ihm", ätzte das Obama-Team in einer E-Mail.

Nicht nur musste der 65-Jährige seine wichtige Kriegskasse schröpfen, um Millionen Dollar für Wahlwerbung gegen Santorum und Gingrich auszugeben. Auch zwangen ihn die wesentlich konservativeren Widersacher, politisch immer weiter nach rechts zu rücken. Romney haftet ohnehin der Ruf eines Wendehalses an. Ob er nun wieder in die politische Mitte zurückrücken kann, ohne diesen Makel zu vergrößern, sollte sich bald zeigen.