Der US-Präsidentschaftsbewerber Rick Santorum hat im Vorwahlrennen um die Kandidatur der Republikaner aufgegeben. Er werde seine Kampagne aussetzen, sagte der Ex-Senator am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Gettysburg in seinem Heimatstaat Pennsylvania. Damit ist eine Nominierung des Multimillionärs und Ex-Gouverneurs von Massachusetts, Mitt Romney, als Gegenkandidat des demokratischen Amtsinhabers Barack Obama so gut wie sicher.

Wahlsiege in elf Bundesstaaten

Der ultrakonservative Ex-Senator Santorum hatte sich in den drei Monaten seit Beginn der Vorwahlen zum einzig ernsthaften Widersacher von Romney entwickelt. Santorum konnte dem als moderat geltenden Favoriten Wahlsiege in elf Bundesstaaten entgegensetzen, obwohl er als Außenseiter ins Rennen gegangenen war. Am Ende war er jedoch immer weiter zurückgefallen.

Santorum hatte während seines Wahlkampfes auch private Sorgen. Seine dreijährige Tochter Isabella leidet an einer schweren Behinderung aufgrund eines seltenen Gendefekts und musste seit Jänner mindestens zweimal mit einer lebensgefährlichen Infektion ins Krankenhaus - zuletzt über die Osterfeiertage. Santorum setzte deswegen bereits seinen Wahlkampf aus.

Die Sorge um sein Kind habe zu seiner Entscheidung beigetragen, aus dem Rennen auszuscheiden, deutete der Vater von sieben Kindern an. Es gehe seiner Tochter wieder besser, sagte Santorum, der in Gettysburg am Dienstag ursprünglich eine Wahlkampfveranstaltung abhalten wollte. Es sei ein "schwieriges Wochenende" gewesen und habe seine Familie "zum Nachdenken gebracht".

Rückzug leitet Hauptwahlkampf ein

Romney gratulierte seinem ehemaligen Konkurrenten für eine gelungene und erfolgreiche Kampagne und rief die Republikanische Partei auf, sich nun auf den Kampf gegen den Präsident Obama zu konzentrieren. "Senator Santorum ist ein fähiger und würdiger Wettbewerber. Ich gratuliere ihm zu dem Wahlkampf, den er geführt hat", erklärte der frühere Gouverneur in Boston. "Er hat sich selbst als eine wichtige Stimme in unserer Partei und unserem Land gezeigt", sagte Romney.

Kommentatoren erwarten, dass mit Santorums Rückzug der Hauptwahlkampf ums Weiße Haus begonnen hat. Romney nutzte die Gelegenheit umgehend für Kritik an US-Präsident Obama: "Wir (Santorum und Romney) wissen beide, wie wichtig es ist, die Fehler der letzten drei Jahre hinter uns zu lassen und Amerika wieder auf den Weg des Wachstums zu bringen."

Romney führt das Bewerberfeld laut dem Fernsehsender CNN mit 24 Wahlsiegen an und setzte sich mit 625 von 1.144 benötigten Delegierten für den Nominierungsparteitag Ende August deutlich ab. Der streng gläubige Katholik Santorum kam laut der Webseite realclearpolitics.com auf 272 Delegierte.

Die anderen verbliebenen Mitbewerber, der frühere Chef des Repräsentantenhauses Newt Gingrich und der texanische Kongressabgeordnete Ron Paul, haben wegen schwacher Wahrergebnisse bisher geringe Chancen, von der Partei aufgestellt zu werden. Beide haben aber immer wieder erklärt, bis zum Ende des Nominierungsprozesses im Rennen bleiben zu wollen. Santorum sagte nicht, ob er nun Romney, Gingrich oder den ultra-liberalen Paul unterstützen wird.

Wenig Unterstützung über Kernklientel hinaus

"Obwohl dieses Präsidentschaftsrennen für mich vorbei ist und wir unseren Wahlkampf ab heute einstellen, ist unser Kampf noch nicht vorbei", sagte Santorum vor Anhängern in Gettysburg. Er kündigte an, er wolle "weiter für die Amerikaner kämpfen, die aufgestanden sind und die uns beflügelt haben". Gingrich rief Santorums Anhänger auf, ihn zu unterstützen, "damit die konservative Bewegung eine echte Wahl hat".

Der Ex-Senator hat elf Vorwahlen gewonnen, darunter den Auftakt Anfang Jänner in Iowa. Bei Gering- und Normalverdienern, Menschen ohne höheren Bildungsabschluss, der einflussreichen Tea-Party-Bewegung und den Anhängern der Republikaner, die sich als Evangelikale und wiedergeborene Christen bezeichnen, kam er gut an. Mit seinem Eintreten für traditionelle Werte konnte Santorum besonders in konservativ geprägten Bundesstaaten punkten. Er schaffte es aber nicht, sich die Unterstützung über seine Kernklientel hinaus zu sichern.

Zuletzt - nach der bitteren Dreifach-Niederlage im Vorwahlkampf in Wisconsin, Maryland und der Hauptstadt Washington - war der Druck auf ihn aber gestiegen, das Feld zu räumen, damit die Partei geschlossen in den Wahlkampf gegen Obama ziehen kann. Auch aus den konservativen Parteikreisen, die Romney wegen dessen moderater politischer Vergangenheit skeptisch gegenüberstehen, mehrten sich die Forderungen nach einem Rückzug. Obwohl Romney viermal mehr Geld in den Wahlkampf in Ohio steckte, konnte Santorum aber überraschend lange mithalten.

Santorums Hoffnungen hatten sich lange auf seinen Heimatstaat Pennsylvania gerichtet. Dort sollte am 24. April der entscheidende Showdown in dem seit Anfang des Jahres laufenden Abstimmungsmarathon anstehen. Doch in Umfragen hatte Santorum seinen einst komfortablen Vorsprung bereits abgeben müssen. Am 24. April wird in fünf Staaten im Nordosten der USA abgestimmt, darunter New York und Connecticut.