"Der vom Sicherheitsrat vorgegebene Zeitplan für die Beendigung der Gewalt muss bedingungslos von allen eingehalten werden", erklärte Ban nach UNO-Angaben. Vermittler Kofi Annan hatte am Sonntag noch einmal dazu aufgerufen, dass bis Donnerstag 06.00 Uhr Ortszeit (05.00 Uhr MESZ) Regierung und Opposition alle Gewalt beenden. 48 Stunden zuvor sollte der Abzug der syrischen Truppen aus den umkämpften Städten beginnen.

Die Staatengemeinschaft hatte von Präsident Bashar al-Assad verlangt, die Vereinbarungen zur Feuerpause einzuhalten und seine Truppen ab Dienstagmorgen aus den Oppositionshochburgen zurückzuziehen. Die Gewalt ging jedoch unvermindert weiter. Die Opposition berichtete am Montag von landesweit mehr als 150 Toten. Statt mit dem Abzug aus den Protesthochburgen zu beginnen, setzten Regierungstruppen Dienstag früh nach Angaben von Aktivisten die Offensive in den Provinzen Hama und Homs sowie in der Region Aleppo fort.

Der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in London, Rami Abdel Rahman, sagte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa): "Artilleriebeschuss ist in der ganzen Provinz Hama zu hören. Auch Homs steht weiter unter Beschuss." Nahe Aleppo versuchten Soldaten des Regimes von Präsident Bashar al-Assad demnach, die Ortschaft Mara zu stürmen. Wegen der Medienblockade sind Meldungen aus Syrien nur schwer zu überprüfen. Bei dem seit 13 Monaten andauernden Konflikt kamen nach UNO-Schätzungen schon mehr als 9000 Menschen ums Leben.

Der Beschuss eines türkischen Flüchtlingslagers durch syrische Soldaten am Montag ist international scharf verurteilt worden. Der UN-Generalsekretär zeigte sich "alarmiert von den Berichten anhaltender Gewalt und Menschenrechtsverletzungen". Die Sprecherin im US-Außenministerium, Victoria Nuland, sagte am Montag, dies bedeute, dass das Regime in Damaskus nicht gewillt sei, die versprochene Waffenruhe einzuhalten. Es gebe "keine Anzeichen", dass die Truppen des Staatschefs sich darauf vorbereiteten, aus den Städten abzurücken, sagte Nuland. Auch die Rebellen unternahmen offenbar keine Anstalten, die Kampfhandlungen einzustellen.

Über die türkische Grenze gefeuert

Das türkische Außenministerium erklärte, syrische Truppen hätten über die Grenze hinweg in das Flüchtlingslager Kilis gefeuert. Dabei seien dort insgesamt zwei Syrer und zwei Türken verletzt worden. An der Grenze seien zudem 21 Syrer verletzt worden, von denen zwei starben.

Im Ringen um eine Waffenruhe in Syrien forderte der Sprecher des Pekinger Außenministeriums, Liu Weimin, die Regierung in Damaskus und alle Beteiligten auf, ihre Verpflichtungen einzuhalten. Außerdem sollten sie mit Annan kooperieren, um die Spannungen abzubauen und auf eine politische Lösung hinzuarbeiten. Das Assad-Regime hatte zuvor die eigenen Zusagen zur Waffenruhe wieder infrage gestellt.

Syriens Führung sucht weiter die Unterstützung des Verbündeten Russland. Außenminister Walid al-Muallem trifft am Dienstag in Moskau seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow. Auch Russland hatte Assad zuletzt eindringlich aufgefordert, seine Soldaten am 10. April aus den Städten abzuziehen. Beide Seiten müssten die Gewalt bis zum 12. April einstellen, hieß es in Moskau. China und Russland haben im UNO-Sicherheitsrat Sanktionen gegen ihren Verbündeten Assad bisher stets verhindert.

Gewalt beenden

Dem Vorschlag Annans hatten sowohl das Assad-Regime als auch die Opposition zugestimmt. Am Sonntag forderte das syrische Außenministerium aber weitere Garantien des UNO-Sondergesandten. Demnach sollten auch die als "bewaffnete Terror-Gruppen" bezeichneten Oppositionskräfte die Gewalt in jeder Form beenden. Es sei eine falsche Interpretation, dass Syrien bestätigt habe, seine Truppen am 10. April aus Städten und deren Umgebung abzuziehen, hieß es weiter.

Ein Sprecher der oppositionellen Freien Syrischen Armee erklärte daraufhin, nur der internationalen Gemeinschaft, nicht aber der Regierung in Damaskus würden Garantien gegeben.

Annan wird am Dienstag im türkischen Grenzgebiet erwartet. Dort will er Flüchtlingslager besuchen. In der Türkei halten sich nach Angaben der Regierung in Ankara fast 24 700 syrische Flüchtlinge auf.