Eigentlich sollten ab heute die Waffen in Syrien ruhen. Doch der entsprechende Plan des UNO-Sonderbeauftragten Kofi Annan steht vor dem Scheitern, weil er das Regime Baschar al-Assads nicht wirklich verpflichtete. Der Sechspunkteplan war, wie ein libanesisch-amerikanischer Politologe analysierte, "nur eine von Moskau und Peking begrüßte Formel für das Überleben Assads".

Also setzte die syrische Armee ihre Offensive gegen die "Freie Syrische Armee" am Wochenende unvermindert fort. Die unzureichend bewaffneten Milizen mussten sich in den letzten Tagen an die Grenze zur Türkei zurückziehen. Auch dort setzten Assads Soldaten auf die Fortsetzung ihres Vernichtungsfeldzugs. Direkt an der Grenze eröffneten sie das Feuer auf flüchtende syrische Zivilisten, von denen mindestens fünf verletzt wurden. Nach unbestätigten Berichten soll es auch zwei Tote gegeben haben. Unter den Verletzten war auch ein türkischer Übersetzer, der auf türkischem Gebiet von syrischen Kugeln getroffen wurde. Ankara richtete daraufhin eine scharfe Warnung an das Regime in Damaskus und verstärkte seine Truppen im Grenzgebiet.

Der syrische Außenminister Muallam traf unterdessen in Moskau ein, um die russische Regierung von den vermeintlich so "guten Absichten" seiner Regierung zu überzeugen. Sprecher der dem Assad-Regime gut gesonnenen Regierungen in Moskau und Peking riefen beide Parteien in Syrien auf, den Waffenstillstand einzuhalten. Zur Freude des Assad-Regimes wurde auf einseitige Schuldzuweisungen einmal mehr verzichtet.