Das Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatur in den USA ist praktisch beendet. Der als gemäßigt geltende Konservative Mitt Romney wird mit hoher Wahrscheinlichkeit den amtierenden Präsidenten Barack Obama Anfang November herausfordern. Nach seinen Siegen bei den Vorwahlen in den Bundesstaaten Maryland und Wisconsin sowie in der Hauptstadt Washington, DC, am Dienstagabend ist Romney die Ernennung zum offiziellen Kandidaten der Republikaner kaum noch zu nehmen.

Nach Hochrechnungen mehrerer US-Fernsehsender gewann Romney in dem umkämpften Bundesstaat Wisconsin mit einem relativ komfortablen Vorsprung. In Maryland lag der Mormone ebenfalls weit vor seinem größten Konkurrenten Rick Santorum. In Washington war dieser gar nicht zur Vorwahl angetreten. Romney hat sich nun bereits mehr als die Hälfte der für die Nominierung notwendigen 1144 Delegiertenstimmen gesichert. Santorum liegt dagegen weit zurück und dürfte Romney kaum noch überholen können.

Romney ging in einer kurzen Ansprache am Dienstagabend gar nicht mehr auf Santorum ein, sondern griff Amtsinhaber Obama frontal an. Er sagte spöttisch, der Präsident glaube tatsächlich, gute Arbeit zu leisten. Allerdings reichte es nicht aus, in der Präsidenten-Maschine "Air Force One" durch die Welt zu fliegen, so Romney. Es gehe vielmehr darum, in den USA neue Arbeitsplätze zu schaffen, die Wirtschaft in Schwung zu bringen und die hohen Benzinpreise zu senken. Das könne nur er schaffen, so gab Romney zu verstehen.

Auch Präsident Obama gab zu erkennen, dass er nur noch an Romney als Konkurrenten um den Posten im "Weißen Haus" glaubt. In einer Rede vor Zeitungsverlegern in Washington sagte Obama, die Steuerpläne der Republikaner seien eine "radikale Vision" und grenzten an "Sozialdarwinismus". Die Republikaner seien mittlerweile so weit rechts angelangt, dass selbst eine frühere Symbolfigur wie Ronald Reagan bei Vorwahlen in der konservativen Partei nicht mehr erfolgreich wäre, sagte Obama.

Nach ersten Wahlanalysen schaffte es Mitt Romney, der frühere Gouverneur von Massachusetts, in Wisconsin und Maryland zum ersten Mal mehr evangelikale Christen und damit potenzielle Anhänger seines Mitbewerbers Santorum als in früheren Vorwahlen für sich zu begeistern. Das wurde als Zeichen gewertet, dass Romney mittlerweile eine breitere Basis in der republikanischen Partei hat als zuvor.

Doch trotz der Erfolge in Maryland, Wisconsin und der Hauptstadt Washington sowie zahlreicher Empfehlungen der republikanischen Prominenz für Romney kann sich dieser noch nicht sicher sein, tatsächlich der Kandidat zu werden. Denn Rick Santorum gab am Dienstag nicht zu erkennen, dass er aufgeben will. Vielmehr nannte er sich den einzigen authentischen Konservativen¨und attackierte Romney heftig. Der sei viel zu sehr in der Mitte angesiedelt und nehme deswegen den Republikanern die Chance, Obama im Herbst zu schlagen.

Santorum will sich nun auf den 24. April konzentrieren. Dann finden in seinem Heimatstaat Pennsylvania Vorwahlen statt. Verliert Santorum diese Wahl, dürfte das seine Ambitionen beenden, Präsidentschaftsbewerber zu werden. Schon vor einigen Tagen hatte der erzkatholische Politiker erklärt, er werde es akzeptieren, wenn sein Mitbewerber Romney die magische Zahl von 1144 Delegiertenstimmen erreiche. Ende August bestimmen die Republikaner auf einem Parteitag in Tampa/Florida endgültig, wer für sie gegen Obama ins Rennen gehen sol