Die Beschwerden beim Bundesheer sind im Vorjahr deutlich angestiegen. 2011 gab es 504 derartige Meldungen an die parlamentarische Bundesheerkommission, das ist eine Zunahme um fast 50 Prozent gegenüber 2010 (337 Beschwerden). Den Grund für diese Zunahme wisse man allerdings nicht, erklärte Kommissions-Vorsitzender Paul Kiss am Dienstag bei der Präsentation des Jahresberichts im Parlament.

Insgesamt wurden 3.421 Anfragen an die Kommission herangetragen. In 504 Fällen wurden Beschwerdeverfahren eingeleitet, 78 Prozent der Beschwerden wurde Berechtigung zuerkannt.

Von den Beschwerden waren 17 Prozent von Grundwehrdienern eingebracht worden - damit sank der Anteil der Beschwerden von Grundwehrdienern gegenüber 2010 wieder etwas (25 Prozent). Die meisten Beschwerden (46 Prozent) wurden erneut von Unteroffizieren eingebracht, gefolgt von Chargen (16 Prozent) und Offizieren (11 Prozent). Der Rest (10 Prozent) kam von sonstigen Personen.

Der Großteil der Beschwerden betraf im Vorjahr den Bereich der Personalangelegenheiten (48 Prozent). Kiss erklärte dazu, es gehe dabei beispielsweise um nicht erfüllte Karrierewünsche oder um Schließungen von Standorten, was für Betroffene zu Problemen wegen langer Anreise zum neuen Arbeitsplatz führen könne.

40 Prozent der Beschwerden bezogen sich auf den Bereich Ausbildung und Dienstbetrieb, weitere acht Prozent auf den Bereich der Versorgung. Zwei Prozent der Meldungen betrafen Fragen der militärischen Sicherheit, Disziplin- und Beschwerdeangelegenheiten; ein Prozent sonstige Angelegenheiten.

Signifikant zugenommen haben Beschwerden von Soldatinnen (von drei auf 15 Meldungen). Auch hier habe es sich in erster Linie um Personalangelegenheiten gehandelt, so die Kommission. Kiss betonte, die Frauen seien im Heer "voll akzeptiert". Darüber hinaus würde die Anwesenheiten von Soldatinnen in der Truppe das Verhalten der Männer deutlich verbessern.

Ein besonderes Anliegen war Kiss auch das Thema Migration: Die Integration sei im Bundesheer "kaum ein Problem" - es gebe fast keine fremdenfeindlichen oder rassistischen Anwürfe, die Karrieren im Bundesheer stünden "allen offen".

Umgeben von Vollidioten"

30 Beschwerden betrafen Beschimpfungen. Bei der Grundwehrdiener-Ausbildung wetterten Unteroffiziere dem Bericht zufolge wiederholt mit Worten wie "I reiß da in Sack aus und scheiß da in Hals hinein!" oder "Ich bin umgeben von Vollidioten". Auch die Intelligenz der Rekruten wurde von Ausbildnern recht derb in Zweifel gezogen: "Du hast einen Intelligenzquotienten wie eine Bodenfliese". Beschwerden wurden mit Sätzen wie "Wer sudert, wird pudert" zurückgewiesen.

Auch von Schikanen ist in dem Bericht die Rede. Ein Beispiel: Weil nach der WC-Reinigung durch einen Rekruten eine Schokoriegelverpackung auch nach mehreren Spülvorgängen obenauf schwimmend vorgefunden wurde, musste der Rekrut gemeinsam mit einem zweiten den gesamten Sanitärbereich erneut grundreinigen. Alle anderen Rekruten mussten in der Zwischenzeit mit dem (schweren) Kampfanzug 3 auf einem Hügel 30 bis 45 Minuten hinauf- und hinunterlaufen, bis die Reinigung erfolgreich abgeschlossen war.