Mit überwältigender Mehrheit von 33 zu vier Stimmen hat der Senat der Budapester Semmelweis-Universität am Donnerstag für die Aberkennung des Doktortitels des ungarischen Staatspräsidenten Pal Schmitt wegen nachgewiesener Plagiatsvorwürfe gestimmt.

Premier Orban betont Immunität

Diese Entscheidung schuf eine völlig neue Situation, da eine Untersuchungskommission der Universität noch vor zwei Tagen Schmitt von eigenem Verschulden freigesprochen hatte, weil die Universität die Arbeit nicht hätte zulassen dürfen. Zugleich wurde aber auch belegt, dass der Staatschef seiner Dissertation aus dem Jahr 1992 von anderen Autoren abgeschrieben hatte. Premier Viktor Orban hatte noch vor der Entscheidung des Senats in einem Onlineportal erklärt, die Person des Staatschefs sei laut ungarischer Verfassung immun - "und ich halte mich daran", betonte Orban.

Pal Schmitt, der nach Medienberichten am späten Abend von einem Besuch in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul nach Budapest zurückkehrt, gab bei seiner Zwischenlandung in Frankfurt keinen Kommentar zur Entscheidung über die Aberkennung seines Doktortitels, berichtet die Ungarische Nachrichtenagentur MTI und betont: Schmitt habe in der VIP-Lounge des Flughafens von der Entscheidung des Senats erfahren und erklärt, er wolle zunächst die offizielle Begründung der Entscheidung lesen und dann vor die Öffentlichkeit treten. Das könnte bereits am Freitag sein. Schmitt sollte am Freitagabend im Wiener Künstlerhaus die große Ausstellung "Munkacsy - Magic & Mystery" über den ungarischen Maler Mihaly Munkacsy (1844-1900) eröffnen.

Schmitt denkt nicht an Rücktritt

Tivadar Tulassay, Rektor der Semmelweis-Universität, begründete die Entscheidung des Senats damit, dass die Doktorarbeit nicht den fachlichen, ethischen Kriterien entsprach. Schmitt wies bisher jegliche Plagiatsvorwürfe zurück und erklärte: Er denke nicht an einen Rücktritt. Immerhin sei er nicht wegen seiner Doktorarbeit zum Staatschef gewählt worden, sondern "wahrscheinlich wegen anderer Qualitäten".

Die Demokratische Koalition (DK) von Ex-Premier Ferenc Gyurcsany stimmt mit den mitregierenden Christdemokraten (KDNP) überein, die den Rücktritt all jener fordern, die "versuchten, den Schmitt-Skandal zu vertuschen". Die DK benannte als Verantwortliche an erster Stelle Premier Orban. Alle oppositionellen Parlamentsparteien forderten erneut den Rücktritt des Staatschefs. Die rechtsradikale Jobbik-Partei erklärte, nicht die Regierungspartei Fidesz-MPSZ werde "Schmitt hinwegfegen, sondern der Volkszorn". Der Fraktionschef der Fidesz-MPSZ-Partei, Janos Lazar, mahnte ein "umsichtiges Handel" in der Causa Schmitt an.