Zum Abschluss seiner Kubareise hat Papst Benedikt XVI. bei einer Messe in Havanna volle Religionsfreiheit und die Anerkennung der katholischen Kirche in dem kommunistischen Land verlangt. Erste Schritte seien von Kubas Führung schon getan worden, sagte Benedikt in seiner Predigt vor Hunderttausenden Gläubigen auf dem historischen Platz der Revolution. Die Behörden verhinderten die Teilnahme von Dissidenten und Regimekritikern. Im Anschluss an den Gottesdienst, an dem erneut Präsident Raúl Castro teilnahm, war eine Begegnung des Papstes mit Revolutionsführer Fidel Castro geplant.

Der Papst traf bei strahlendem Sonnenschein im Papamobil, begleitet von schwarzen Limousinen, auf dem großen Platz ein. Die letzten Meter bis zum eigens für ihn erbauten 240 Quadratmeter großen Altar unter der Statue des kubanischen Freiheits- und Nationalhelden José Martí legte er zu Fuß zurück. Der Platz war mit Porträts von Ernesto Che Guevara und Camillo Cienfuegos, Helden der Revolution von 1959, geschmückt. Ein großes Plakat zeigte die Barmherzige Jungfrau von El Cobre, die Schutzpatronin Kubas, deren Holzfigur Fischer der Überlieferung nach vor 400 Jahren fanden.

"Ich möchte die verantwortlichen Stellen der Nation ermutigen, das bereits Erreichte festzumachen und auf diesem Weg des echten Dienstes am Gemeinwohl der ganzen kubanischen Gesellschaft weiter voranzugehen", sagte der Papst und fügte hinzu: "Die Religionsfreiheit berechtigt auch dazu, dass die Gläubigen einen Beitrag zum Aufbau der Gesellschaft leisten." Damit erinnerte er noch einmal an seine Worte auf dem Flug nach Lateinamerika, als er den in Kuba herrschenden Marxismus kritisiert und die Hilfe der Kirche bei der Suche nach neuen Modellen angeboten hatte.

Politische Rede

Die Unterstützung der Gläubigen stärke das Zusammenleben und die Hoffnung auf eine bessere Welt, schaffe günstige Voraussetzungen für Frieden und eine harmonische Entwicklung, fuhr der Papst in seiner Predigt fort. Kuba und die Welt bräuchten Veränderungen. Diese werde es aber nur geben, wenn jeder Einzelne über die Mittel verfüge, nach der Wahrheit zu fragen und auch brüderlich zu handeln.

In seiner ausgesprochen politischen Rede machte Benedikt auch deutlich, dass für die Suche nach Wahrheit echte Freiheit notwendig sei. Diese Suche dürfe auch nicht zum Fanatismus führen, mahnte er.

Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International wurden Oppositionelle und Dissidenten von den Behörden daran gehindert, an der Messe teilzunehmen. Nach Darstellung von Oppositionellen seien zahlreiche Regimekritiker in ihren Häusern festgesetzt worden.

An dem Gottesdienst nahm - wie schon vor zwei Tagen in Santiago de Cuba - auch Kubas Präsident Raúl Castro teil. Über das Treffen des Papstes mit Fidel Castro wurde zunächst nichts weiter bekannt. Benedikt sollte den schwerkranken früheren kubanischen Präsidenten vor dem Abflug am Abend besuchen. Diese Begegnung schließt an die als historisch bezeichnete Begegnung vor 14 Jahren von Papst Johannes Paul II. mit dem damaligen Staatschef Kubas an.

In einem am Morgen veröffentlichten Kommentar hatte Fidel Castro ausgeführt, er sei in den 1960er Jahren zu der Überzeugung gekommen, dass Marxisten und Christen unabhängig von ihren politischen und religiösen Überzeugungen gemeinsam für Frieden und Gerechtigkeit kämpfen sollten.